A. W. Schlegel über den Literaturbetrieb (1802)

August Wilhelm Schlegel (CC Wikimedia) August Wilhelm Schlegel fand schon 1802 sehr deutliche Worte, um die Misere des deutschen Literaturbetriebs zu beschreiben:

„Wenn man das weitschichtige äußere Gerüst unserer sogenannten deutschen Literatur betrachtet, die großen Anstalten und die geringe und unerquickliche Ausbeute für den Geist, so muß einen wahrlich Ekel und Unmut anwandeln. Alljährlich zweimal wirft die große Buchhändlermeßflut (die kleineren monatlichen Fluten ungerechnet, womit die Journale angespült werden) aus dem großen Ozean schriftstellerischer Seichtigkeit und Plattheit die neuen Geburten in großen Ballen ans Land. Diese werden dann von dem großen Haufen der Lesewelt mit krankhaftem Heißhunger verschlungen, aber ohne ihnen die mindeste Nahrung zu gewähren; sogleich wieder vergessen, gehen sie in den Schmutz der Lesebibliotheken über, und mit der nächsten Messe fängt derselbe Kreislauf wieder an.

Man lobt den jetzt allgemeiner verbreiteten Geschmack am Lesen, aber hilf Himmel! welch eine Leserei ist das! Sie verdammt sich selbst schon dadurch, daß sie so rastlos nach dem Neuen greift, was doch kein wirklich Neues ist. Denn wem es nicht bloß um den Taumel wirblichter Zerstreuung zu tun ist, wer ein besonnenes wahrhaft lebendiges Leben in sich fühlt, der wird, wenn er zur freien Aufheiterung des Geistes liest, solche Bücher suchen und wählen, die lebenslänglich vorhalten, die man bei vertrauterer Bekanntschaft immer lieber gewinnt und sie nie zu Ende liest.“

In diesem Sinne möchte ich auch die Aufgabe von Kulturthemen.de darin verstanden wissen, die Spreu vom Weizen zu trennen, das Neue nicht nur als Neues zu feiern, sondern kritisch zu hinterfragen, was uns da vorgesetzt wird und vor allem: zu welchem Zweck.

Kurz gesagt: Das Leben ist zu kurz, um sich mit schlechten Büchern den Magen, den Geist und den Tag zu verderben. Auf Kulturthemen.de treffe ich eine Auswahl und stelle dem geneigten Publikum vor, was ich für lesenswert erachte. Es handelt sich also um eine ganz subjektive Auswahl, verpackt in handliche Rezensionen, die ihren Wert hoffentlich auch über den Tag hinaus erhalten können, weil es niemals nur umdas Buch, die Neuerscheinung geht, sondern natrlich auch um das jeweilige kulturelle Thema.

Bei über 90.000 Neuerscheinungen pro Jahr gibt es vieles, auf das man verzichten kann und sollte. Ich hoffe, Ihnen auf meinen Seiten einige der guten und wichtigen Neuerscheinungen präsentieren und ans Herz legen zu können.