Chuck Palahniuk: „Bonsai“

Chuck Palahniuk: "Bonsai"Er ist eine Killermaschine. Er ist Agent Nr. 67, ein jugendlicher Schläfer und wurde von einem totalitären Regime in allen tödlichen Spielarten des Nahkampfes ausgebildet. Jetzt reist er als Austauschschüler mit einigen seiner „Mitschüler“ in die USA ein, um das verrottete, westliche System von innen heraus zu durchsetzen und dann zum rechten Zeitpunkt mit einem vernichtenden Schlag zu treffen.

Agent Nr. 67, der von dem fetten Sohn seiner Gastfamilie wegen seiner Schmächtigkeit sogleich den Spitznamen „Bonsai“ verpasst bekommt, hat die passende ideologische Brille auf und betrachtet das Gastland mit Abscheu. Für diese ganze Dekadenz, den Reichtum und den Überfluss hat er nichts als Verachtung und blinden Hass übrig. Er ist gut indoktriniert worden, und er wird es diesen „Schweinhundbrüdern“ heimzahlen…

Fleißig schreibt er seine Depeschen an die Heimat, in denen er von seinen Erfahrungen mit den Menschen und Begebenheiten seines Gastlandes übermittelt:

Beginnt hier erste Bericht von Agent Ich, Spion Nummer 67, nach Ankunft Flughafen amerikanischer Mittelwesten Großraum XXXXXXX. Flug XXXXXXXXX. Datum XXXXXX. Auftrag zu erfüllen erfolgreich oberste Priorität. Codename: Operation Chaos.

So beginnt der neue Roman von Chuck Palahniuk, und in genau diesem stichwortartigen, abgehackten und größtenteils von störender Orthographie und Pronomen aller Art befreiten Stil geht es die gesamten 255 Seiten weiter:

Autor nicht macht Anstrengungen Geschichte gut erzählen. Kann Leser sein egal wenn gute Geschichte aber nicht sein gute Geschichte. Darum sein anstrengend weil Autor nicht machen gute Stil zusammen mit gute Geschichte und so machen Leser glücklich. –

Kurz gesagt: Die Lektüre ist auf die Dauer anstrengend und kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass der Leser danach für einige Zeit unter einer gewissen verbalen Inkontinenz leidet und das eine oder andere Wort verliert, bevor es aus seinem Mund in die Öffentlichkeit gelangt.

Aber man darf ja nichts sagen, schließlich gilt Chuck Palahniuk als ein Genie. Seine Bücher sind Bestseller, und seine Geschichten sind stets grenzüberschreitend und provokativ und der Plot aufreibend. Das darf durchaus auch von dieser Geschichte gesagt werden.

Die kleine Killermaschine lebt sich trotz aller Vorbehalte so langsam im Mittleren Westen der USA ein. Und nicht immer ist es alles so schwarz-weiß, wie „Agent Ich“ es in seinem Terror-Camp daheim gelernt hatte. Zu allem Unglück – aus der Sicht des Regimes – ist da noch die kleine Schwester des Gastbruders, und so gestaltet sich das Erwachen des „Schläfers Nr. 67“ am Ende ganz anders als eigentlich gedacht. Obwohl es bis zum Ende wirklich nicht so aussieht, gibt es ein „Happy End“ ganz nach dem Vorbild der amerikanischen Traumfabrik.

Chuck Palahniuk träumte lange davon, Schriftsteller zu werden. Doch erst ein persönlicher Einschnitt in seinem Leben gab ihm schließlich den Impuls, seinen Traum zu verwirklichen. Seitdem befeuert er die Fantasie seiner Leserschaft mit irrwitzigen Plots und beschleunigten Bilder, die wirken wie rasende Kamerafahrten. In seinem neuen Roman „Bonsai“ geht er mit dem eigenwilligen Sprachstil seines Protagonisten, den er vom Anfang bis zum Ende konsequent durchhält, noch einen Schritt weiter.

Ein interessantes Buch, das aber auch starke Anforderungen an die Geduld und Ausdauer des Lesers stellt. Wenn Sie sich dieser Herausforderung gewachsen fühlen, werden sie mit einem packenden Thriller belohnt.

 

Autor: Chuck Palahniuk
Titel: „Bonsai“
Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Manhattan
ISBN-10: 3442546648
ISBN-13: 978-3442546640

 

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