Klas Östergren: „Portrait eines Dandys“

Es sind die 1980er Jahre, in denen Klas Östergrens neuer Roman „Portrait eines Dandys“ spielt. Es ist die Zeit der Schallplatten und der Mix-Cassetten, eine analoge Zeit mit Menschen, die sich noch nicht in ihrem Individualismus gefallen wie wir Heutigen, sondern einfach individuell und ungeschliffen sind.

Der Ich-Erzähler ist ein Schriftsteller im Stockholm der 80er Jahre. Er wird in ein Lagerhaus gebeten. Dort haben sich zwei Künstler echte Leichen aus dem Leichenschauhaus „ausgeliehen“, die sie zu seltsamen Bildern arrangieren, die sie dann fotografieren. Der Schriftsteller soll zu diesen Bildern den Katalogtext schreiben.

Was darf die Kunst? Wo hört Kunst auf und wo beginnt Leichenschändung – oder zumindest die Störung der Totenruhe? Fragen, die auch heute noch nicht zufrieden stellend beantwortet sind, weil sie keiner stellt.

Die Geschichte reicht bis in unsere Zeit hinein, als der Ich-Erzähler plötzlich und unerwartet mit der Vergangenheit konfrontiert wird. In einem kleinen Kino auf dem Lande wird „La Bohème“ live aus der New Yorker Metropolitain Opera übertragen. Ein Event, das sich Claes, der Ich-Erzähler, mit seinem Freund nicht entgehen lassen will. Doch im Foyer trifft er auf eine Frau, Madeleine, die seinen Lebensweg schon einmal vor langer Zeit kreuzte – zu eben jener Zeit im Stockholm der 80er.

Plötzlich geht ein Riss durch seine heile Welt und alles ist wieder da: die Vergangenheit, die Abgründe und all die Probleme, über die längst Gras gewachsen war. Claes bleibt nichts anderes übrig, als sich mit ganzer Kraft der Aufgabe zu widmen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und alle alten Leichen, die in seinem Keller liegen, aus dem Weg zu schaffen.

Klas Östergren schreibt stilistisch vielseitig und in einem packenden Erzählton. Der Roman liest sich wie ein guter Krimi mit Vergangenheitsbezug.

Das Schweden der 1980er und das Schweden unserer Gegenwart treffen in der Handlung immer wieder aufeinander und schaffen auf diese Weise ein faszinierendes Vexierbild der skandinavischen Gesellschaft.

„Portrait eines Dandys“ ist eine gut geschriebene und temporeiche Geschichte, die Lust auf mehr von diesem schwedischen Bestseller-Autor macht, der in Deutschland noch wenig bekannt ist. Spätestens dieser Roman dürfte das ändern.

Autor: Klas Östergren
Titel: „Potrait eines Dandys“
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: Kein & Aber
ISBN-10: 3036955666
ISBN-13: 978-3036955667

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