Sven Kuntze: „Altern wie ein Gentleman – Zwischen Müßiggang und Engagement“

Sven Kuntze ist Jahrgang 1942. Zeit also für die wohlverdiente Rente. Mit 69 darf man sich schon einmal ein wenig zurück lehnen und die Früchte seiner Arbeit genießen.

2007 wurde er pensioniert und beendete seinen langjährigen Dienst bei der ARD. Als Auslandskorrespondent in New York und Washington sowie als Journalist und Moderator arbeitete Kuntze für den WDR. Auch heute noch arbeitet er zeitweilig als freier Mitarbeiter für die Sendeanstalten.

Jetzt also Beine hoch, Rente genießen und Müßiggang? Sven Kuntze ist schon immer ein aufgeweckter Zeitgenosse gewesen. In zwei preisgekrönten TV-Dokumentationen hat er von seinen Erfahrungen mit dem Älterwerden und mit den Möglichkeiten und Grenzen bürgerlichen Engagements berichtet: „Alt sein auf Probe“ beschäftigte sich mit der Pflege und den Zuständen in deutschen Altersheimen; in der Dokumentation „Gut sein auf Probe“ zeigte Sven Kuntze, wie man sich sozial engagieren kann, ohne dabei zum Gutmenschen zu werden, sondern einfach, weil es eine gute Sache ist und obendrein auch noch Spaß machen kann.

Jetzt hat er mit „Altern wie ein Gentleman“ seine Erfahrungen der letzten vier Jahre aufgeschrieben und das Ganze auch noch mit vielen schönen, aber auch nachdenklichen Gedankengängen garniert und zusammen gefasst.

„Als ich am ersten Morgen in meinem neuen Leben aufwachte und neugierig und erwartungsvoll um mich blickte, schien erst einmal alles beim Alten zu sein, mit Ausnahme des Berufs, der mir über Nacht abhanden gekommen war.“

Wird man pensioniert, so hat man zwei Möglichkeiten: Entweder steht man am nächsten Morgen nicht mehr auf und verdöst den Rest seines Lebens in der Erwartung eines Unterhaltungsprogramms, das einem die Zeit versüßt; oder man steht auf und geht die Sache selbst an, informiert sich über die vielfältigen Möglichkeiten sozialen Engagements, sucht sich eine Tätigkeit raus, die einem liegt und fängt an.

Sven Kuntze beginnt sich selbst zu beobachten. Als Rentner steckt man plötzlich nicht mehr im Hamsterrad der Arbeitszwänge fest, sondern hat alle Zeit der Welt zur Verfügung – jedenfalls noch so lange, bis man seinen Löffel abgeben muss. Und das kann einem als altem Menschen jederzeit passieren. Diese Unsicherheit lässt sogleich die zunächst scheinbar unbegrenzt zur Verfügung stehende Zeit wieder schrumpfen und schneller werden.

Die Muße nannten die Römer „otium“ und waren fest davon überzeugt, dass dies des Menschen natürlicher Lebenszustand sein sollte. Das Gegenteil von Muße war die Arbeit, das „neg-otium“. Wir kennen das Wort noch heute; im Englischen bedeutet „negotiation“ „Verhandlung, Unternehmen, Arbeit“.

Rentner haben Zeit und keine Arbeit. Arbeitnehmer haben Arbeit, aber keine Zeit. Es ist ein altes Lied, und die Zeit mit sinnvollen Aktivitäten zu füllen, ist das Geheimnis eines zufriedenen Lebens im Ruhestand.

Sven Kuntzes Buch liest sich wundervoll leicht. Es ist im Plauderton geschrieben und sollte nicht nur von Menschen im Pensionsalter gelesen werden, sondern von allen Menschen – sagen wir: jenseits der vierzig. Wer kurz vor der Pensionierung steht, muss Kuntzes Bücher sofort lesen. Für alle Anderen gilt: je früher, desto besser.

Denn Sven Kuntze macht es vor und zeigt im Selbstversuch, wie man auch ohne Arbeitgeber und 40-Stunden-Woche ein schönes und erfülltes Leben führen kann. Es gibt ein Leben jenseits des Schreibtisches! Gehen Sie raus und entdecken Sie die Welt!

Autor: Sven Kuntze
Titel: „Altern wie ein Gentleman“
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: C. Bertelsmann Verlag
ISBN-10: 357010091X
ISBN-13: 978-3570100912

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