Nicola Steiner, Daniel Kampa (Hg.): „Lustig ist das Verlegerleben – Briefe von und an Daniel Keel“

Lustig ist das Verlegerleben. Diese Meinung werden nicht alle Verleger teilen, Daniel Keel, der seit fast 60 Jahren Gründer und Verleger des Zürcher Diogenes-Verlags ist.

Keel ist ein Büchermensch par excellence. 1930 im kleinen Einsiedeln, nur knapp 40 Kilometer von Zürich entfernt, geboren, brach er bereits mit 14 seine Schullaufbahn am Gymnasium ab und begann eine Buchhändlerlehre in Zürich. Der Rest ist Geschichte.

Sein Kind, der Diogenes Verlag, kam 1952 zur Welt und hat bis heute nichts von seinem frischen Image verloren, im Gegenteil. 2010 feiert man also das 60jährige Firmenjubiläum und darf auf eine echte Erfolgsgeschichte zurück blicken.

Zu verdanken ist dieser Erfolg nicht zuletzt, sondern vor allem Daniel Keel, dem sympathischen und charismatischen Verleger mit dem verschmitzten Lächeln.

Gibt man bei der Google-Bildersuche „daniel keel“ ein, so findet man zwar auf den ersten Plätzen den Chef des Diogenes-Verlags, aber die Unschärfe der sonst so gut funktionierenden Suchmaschine ist verblüffend. „daniel keel diogenes“ bringt schon bessere Ergebnisse, aber selbst hier schauen den Suchenden neben Keel selbst auch Balzac, Joseph Roth oder Keels attraktive Ehefrau an.

Doch hier soll es nicht um Bilder gehen, sondern um Briefe. Briefe von und an Daniel Keel. In einem hübschen, mit 24 x 16,2 cm etwas größer ausgefallenen, broschierten Taschenbuch haben die beiden eng mit dem Diogenes-Verlag verbundenen Herausgeber dieser Brief-Edition die schönsten, witzigsten und interessantesten Exemplare der Verlagskorrespondenz zusammen gestellt.

Briefverkehr sollte, wenn er gelingen soll, immer ein Gedankenaustausch auf Augenhöhe sein; die hier vorliegenden Briefe zeigen dies im besten Sinne.

In chronologischer Reihenfolge sortiert, liest sich das Personenregister dieser Korrespondenzen wie ein „Who is Who“ der Kultur- und Literaturgeschichte seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anfangs tauchen noch Hermann Hesse und Thomas Mann (als Abgesandte der ersten Hälfte des Jahrhunderts) auf, doch dann geht es Schlag auf Schlag: Loriot, Toni Ungerer, Hans Magnus Enzensberger, Arno Schmidt, Martin Walser, Alfred Andersch, Erich Kästner, Patricia Highsmith, Georges Simenon, Frederico Fellini, Böll, Dürrenmatt, John Irving, Patrick Süskind, Simmel, Donna Leon.

Aber es sind auch eine Menge interessanter Briefpartner aus anderen Bereichen der Gesellschaft darunter. Natürlich Literaturkritiker wie Marcel Reich-Ranicki oder Volker Hage, aber auch Verleger-Kollegen wie Siegfried Unseld oder Heinrich Maria Ledig-Rowohlt.

Zusammen ergibt dieser bunte Reigen ein schönes Bild eines erfüllten und ereignisreichen Verlegerlebens. Angereichert wird dieses Buch noch durch einen ausführlichen Anhang mit Anmerkungen zu den einzelnen Briefen, durch den Abdruck einiger interessanter Gespräche mit Daniel Keel (mit der Wochenzeitung Die Zeit, mit dem Spiegel, der FAZ und dem Tages-Anzeiger) sowie durch eine kleine Verlagschronik des Diogenes-Verlags.

Wer also wissen möchte, wer hinter diesen überall zu findenden, hochwertigen Taschenbüchern im weißen Gewand steckt, ist mit „Lustig ist das Verlegerleben“ bestens bedient. Aber er kann natürlich auch zu irgendeinem beliebigen anderen Buch aus dem mittlerweile rund 2000 Titel umfassenden Verlagsprogramm des Diogenes-Verlags greifen. Er wird in jedem Fall ein Buch in den Händen halten, das ihm intellektuelle Unterhaltung garantiert.

Autor: Nicola Steiner, Daniel Kampa (Hg.)
Titel: „Lustig ist das verlegerleben – Briefe von und an Daniel Keel“
Broschiert: 327 Seiten
Verlag: Diogenes
ISBN-10: 3257056206
ISBN-13: 978-3257056204

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