George Grosz: „Die Jahre in Amerika 1933-1958“

Im Sommer 1893 wurde im Berlin der Kaiserzeit der kleine Georg Ehrenfried Groß geboren. Knapp 66 Jahre später starb er als Spätheimkehrer aus dem amerikanischen Exil. In der Zeit dazwischen wurde aus ihm unter dem Künstlernamen „George Grosz“ einer der bekanntesten deutschen Maler, Karikaturisten und Avantgardekünstler seiner Zeit.

Nach dem Ersten Weltkrieg tauchte der junge Mann in die turbulente Berliner Künstlerszene ein und wurde zu einem ihrer bekanntesten Vertreter. George Grosz’ Sujets waren vor allem die Großstadt und deren Menschen mit all ihren Träumen und Abgründen, ihren Leidenschaften und Torheiten, ihren Hoffnungen und Enttäuschungen. Nachdem George Grosz zunächst auch Teil der Berliner Dada-Szene war, entwickelte er auch unter dem Einfluss des Fauvismus und Kubismus immer mehr seinen eigenen Stil und entfernte sich später zunehmend von der Künstlergruppe.

Ähnlich wie in den Bildern von Otto Dix wurden auch für Grosz vor allem die politischen Umtriebe und Verwerfungen jener Zeit, die Soldaten des Ersten Weltkriegs, die Kommunisten, Revanchisten, Sozialisten und die heimliche Diktatur des Geldadels die Statisten und Themen seiner Bilder.

Mit beißendem Zynismus und mit drastischen und sarkastischen Darstellungen der dunklen Seiten der Weimarer Republik wurde George Grosz zu einem der bekanntesten deutschen Künstler dieser Zeit.

George Grosz wurde so zu einem der wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit in der bildenden Kunst der Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

Bereits im Sommer 1932 hielt sich Grosz zu einem Lehrauftrag für die New Yorker Art Students League in den USA auf. Als wacher politischer Beobachter sah er die nahende Gefahr, die nicht nur den Juden, sondern auch der freien Kunst durch Hitler drohte. Noch Anfang Januar 1933, kurz bevor die Nationalsozialisten endgültig die Macht in Deutschland ergriffen, emigrierte George Grosz nach Amerika. Trotz seiner großen Berühmtheit war der Anfang in der Neuen Welt nicht leicht.

Dieser Zeit in Amerika widmet sich nun der vorliegende Bildband „George Grosz – Die Jahre in Amerika 1933-1958“. In den USA war George Grosz weit weniger bekannt als in Deutschland. Während dort viele seiner Werke der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer fielen und vernichtet wurden, konnte sich Grosz in Amerika frei entfalten. Seiner künstlerischen Entwicklung kam es zugute, das er nicht mehr so im Rampenlicht stand wie in Deutschland.

George Grosz konnte auch mit anderen Stilen und Sujets experimentieren, musste seinen Lebensunterhalt jedoch durch Lehraufträge und mit Auftragsarbeiten für Zeitschriften verdienen.

George Grosz schlug nie richtige Wurzeln in der Neuen Welt. Nach dem Krieg verfolgte er aufmerksam die Entwicklungen in Europa, vor allem in Deutschland. Als er 1959 endlich in die Bundesrepublik zurückkehrte, sollte er nicht mehr lange leben. Infolge von Trunkenheit stürzte er von einer Treppe und starb kurz darauf an den Folgen dieses Sturzes.

Der Bildband „George Grosz – Die Jahre in Amerika 1933-1958“ dokumentiert die gleichnamige Ausstellung, die 2009 in Berlin stattfand. Über 100 Werke wurden gezeigt, die Grosz’ Schaffen während dieser Periode eindrucksvoll dokumentieren. Der bei Hatje & Cantz erschienene Katalog gibt in gewohnt erstklassiger Qualität einen umfassenden Einblick in das spätere Werk des Künstlers. Die begleitenden Essays bringen dem Leser nicht nur den Künstler, sondern auch den Menschen Grosz näher.

Ein Essay von Barbara McCloskey über „Die Geister der Vergangenheit“, die auch nach der Emigration in die USA George Grosz‘ Werk beeinflussten, sowie die begleitenden erklärenden Texte des umfangreichen Katalogs machen diesen 280 Seiten starken Bildband zu einem wichtigen kunstgeschichtlichen Werk, das uns nicht nur den Künstler in der Vielfalt seiner künstlerischen Fertigkeiten, sondern auch die Anfechtungen und Widerstände nahebringt, denen ein Mensch im Exil ausgesetzt ist, sei er nun Künstler oder nicht.

Die Ausstellung der Werke George Grosz‘ ist leider schon beendet. Sie war in Berlin im Frühjahr 2009 zu sehen. Jedoch der vorliegende Bildband „George Grosz – Die Jahre in Amerika 1933-1958“ ist ein wundervolles, spannendes Buch, das man auch jetzt nicht verpassen sollte.

Autor: Juerg M. Judin (Hg.)
Titel: „George Grosz – Die Jahre in Amerika 1933-1958“
Gebundene Ausgabe: 280 Seiten
Verlag: Hatje Cantz Verlag
ISBN-10: 3775724346
ISBN-13: 978-3775724340

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