Arthur Schopenhauer – ein philosophischer Weltbürger

Der 21. September 2010 ist der 150. Todestag Arthur Schopenhauers. Der deutsche Philosoph aus Danzig hat wie kaum ein Anderer die Entwicklung der Philosophie beeinflusst.

Aufgewachsen in einer angesehenen Danziger Kaufmannsfamilie, interessierte sich Arthur bereits früh für philosophische Fragen, war geprägt von einer skeptischen Weltsicht, die durch eine mehrmonatige Europareise als junger Mann noch verstärkt wurde.

Diese Reise wurde ihm durch seinen Vater ermöglicht. Es war ein Handel zwischen Vater und Sohn – Arthur durfte Europa kennen lernen, wenn er danach bereitwillig die Kaufmannslehre antrat, um später in Vaters Fußstapfen zu treten. Arthur willigte ein, obwohl ihn das Kaufmännische nicht interessierte. Als der Vater wenige Jahre später starb, zögerte er nur kurz, bevor er die Ausbildung abbrach und sich der Philosophie zuwandte.

Das Bild, das wir heute von Arthur Schopenhauer haben, ist verzerrt und wird leider all zu oft reduziert auf das Klischee eines alten, grantelnden und pessimistischen Philosophen. Schopenhauer hat seine Hauptwerke jedoch bereits in jungen Jahren verfasst. Mit 25 schreibt er seine Dissertation „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“; sein Hauptwerk, „Die Welt als Wille und Vorstellung“, veröffentlichte er mit 31 Jahren. Kurz darauf nahm er die Lehrtätigkeit an der Berliner Universität auf und disputierte jahrelang mit seinem Professorenkollegen Hegel.

Als 1831 wieder einmal die Cholera in Berlin ausbrach, ging Schopenhauer nach Frankfurt, während Hegel kurz darauf in Berlin an der Cholera verstarb. Soweit zu Schopenhauers Weitsicht.

In Frankfurt lebte Schopenhauer weiterhin allein; er war ein Einzelgänger. Aber er hatte sein ganzes Leben lang immer einen Pudel namens Atman. Der Pudel wechselte, der Name nie. Atman ist ein Begriff aus der indischen Philosophie, mit der sich Schopenhauer intensiv beschäftigte. Der Begriff Atman steht für das individuelle Selbst, für die unzerstörbare, ewige Essenz des Geistes. Atman ist das, was das christliche Abendland als „Seele“ bezeichnet.

Schopenhauer lebt allein mit Hund und Büchern, zurückgezogen und mit sich selbst zufrieden. Menschliche Nähe ist ihm suspekt. Lebenslang entwickelt er seine Weltsicht weiter, die geprägt ist von seiner skeptischen Zurückhaltung und seinem klaren Verstand. Arthur Schopenhauer ist Pessimist, doch er kann seinen Pessimismus gut begründen. Seine „Aphorismen zur Lebensweisheit“ sollte man jedem jungen Menschen mit auf den Weg geben, der sich selbst und seinen Platz im Leben finden möchte.

Im Alter wird Schopenhauers Philosophie wie ein guter Wein, der lange in der Sonne gereift ist: süß und schwer und von einer konzentrierten Weisheit, die ihresgleichen sucht und in ihrer Zeit nicht findet. Zu Lebzeiten wurde Schopenhauer von seinen Kollegen nicht geschätzt; große Erfolge konnte er nicht vermelden, und auch die Öffentlichkeit sah in ihm eher den seltsamen Einzelgänger. Seine philosophischen Schriften waren nicht populär, obwohl Schopenhauer einer der lesbarsten und am leichtesten verständlichen Philosophen seiner Zeit war.


 

Empfehlenswerte Bücher von und über Arthur Schopenhauer:

 


Robert Zimmer: „Arthur Schopenhauer – Ein philosophischer Weltbürger“
Arthur Schopenhauer war nicht nur ein bedeutender Philosoph, der sich mit seinen deutlichen Worten und seinen provokanten Schriften zwischen alle Stühle setzte und viele Zeitgenossen brüskierte; er war auch ein weit gereister und weltoffener Mensch, der wie kaum ein anderer Philosoph seiner Zeit über ein Weltwissen verfügte und sich der verschiedensten Quellen bediente, um sein Wissen zu vergrößern. Schopenhauer führte ein spannendes Leben, das ihn schon in jungen Jahren quer durch Europa führte. Aber zwischen den Buchdeckeln reiste er noch viel weiter und wurde zu einem Gelehrten, den wir heute als „Weltbürger“ bezeichnen würden. Der Schriftsteller und Publizist Rolf Zimmer hat nun mit „Arthur Schopenhauer – Ein philosophischer Weltbürger“ rechtzeitig zu Jubiläum des 150. Todestags des Philosophen eine sehr gut lesbare und spannende Biographie Arthur Schopenhauers vorgelegt, die bei dtv Premium erschienen ist.

Autor: Robert Zimmer
Titel: „Das große Philosophen-Portal – Ein Schlüssel zu klassischen Werken“Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423345829
ISBN-13: 978-3423345828

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Otto A. Böhmer: „Schopenhauer oder Die Erfindung der Altersweisheit“
Der Schriftsteller und Philosoph Otto A. Böhmer hat mit „Schopenhauer oder Die Erfindung er Altersweisheit“ einen schönen Essay über den vielleicht berühmtesten deutschen Philosophen geschrieben. Darin versucht er mit Erfolg, eine Verbindung zwischen Schopenhauers Leben und seinem Werk herzustellen. In Bezug auf die Altersweisheit lässt sich zwar durchaus ein negativer Grundton attestieren, Schopenhauer wird nicht ohne Grund als pessimistischer Philosoph bezeichnet. Jedoch zeigt Böhmer in seinem Buch, dass Schopenhauer bei genauer Lektüre auch immer einen versöhnlichen Ton anschlägt: „Die Wertschätzung der schönen Künste, die Empfehlung persönlicher Zurücknahme und das stille betrachten dessen, was ist“, gehören zu den milden Aspekten von Schopenhauers Altersweisheit. Von Schopenhauer kann man in jedem Lebensalter viel lernen.

Autor: Otto A. Böhmer
Titel: „Schopenhauer oder Die Erfindung der Altersweisheit“
Broschiert: 160 Seiten
Verlag: C.H. Beck
ISBN-10: 3406600956
ISBN-13: 978-3406600951

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Arthur Schopenhauer: „Ich bin ein Mann, der Spaß versteht – Einsichten eines glücklichen Pessimisten“
Dass Schopenhauer nicht immer nur das Negative sah und mit seinem Pessimismus sowohl sich selbst als auch seiner Umwelt das Leben schwer machte, beweist diese entzückende kleine Sammlung von Aphorismen und kurzen Textauszügen aus Schopenhauers umfangreichen Schriften, die Ludger Lütkehaus zusammengestellt hat. Als Herausgeber einer Schopenhauer-Gesamtausgabe darf Lütkehaus als Schopenhauer-Kenner gelten. Die von ihm in dem 160 Seiten starken Taschenbuch versammelten Zitate zeigen Arthur Schopenhauer von seiner ironischen und unterhaltsamen Seite. Hat man sich in Schopenhauers Sprache eingelesen, kann man sich das leichte Schmunzeln bildlich vorstellen, mit dem ihr Verfasser diese Zeilen zu Papier gebracht haben mag. Natürlich sind von einem ernsten Philosophen keine Kalauer zu erwarten. Aber sein abgeklärter und zurückgelehnter Blick auf das hektische und oft vergebliche Treiben der Welt lassen Schopenhauers kurze Texte zu funkelnden Juwelen voller Lebensweisheit werden. Am liebsten möchte man diese scharfsinnigen Gedanken immer parat haben und auswendig lernen.

Autor: Ludger Lütkehaus
Titel: „Arthur Schopenhauer – Ich bin ein Mann, der Spaß versteht“
Taschenbuch: 160 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423139102
ISBN-13: 978-3423139106

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Arthur Schopenhauer: „Senilia – Gedanken im Alter“
Wer den tief schürfenden Gedanken des großen Philosophen noch näher kommen und noch tiefer im Alterwerk Arthur Schopenhauers nach verborgenen Schätzen graben möchte, dem sei der schöne Band „Senilia – Gedanken im Alter“ empfohlen, der ebenfalls im C.H.Beck-Verlag erschienen ist. Ernst Ziegler hat an diesem Buch zusammen mit dem im letzten Jahr verstorbenen Professor Franco Volpi, dem Herausgeber der italienischen Schopenhauer-Ausgabe, gearbeitet. Hierin wird erstmals aus Schopenhauers Nachlass der Inhalt eines 150 Seiten starken Notizbüchleins veröffentlicht, dem Schopenhauer selbst den Titel „Senilia“ gab. In seinen letzten Lebensjahren trug der greise Philosoph hier Tag für Tag die Früchte seiner regelmäßigen Meditationen zusammen. Gedanken, Reflexionen, Zitate und Beobachtungen machen „Senilia“ nicht nur zu einem einzigartigen Dokument der Arbeitsweise dieses großen deutschen Philosophen, sondern auch zu einem faszinierenden Zeugnis seiner alle Alltagsbereiche durchdringenden, praktischen Philosophie.

Autor: Arthur Schopenhauer
Titel: „Senilia – Gedanken im Alter“
Gebundene Ausgabe: 380 Seiten
Verlag: C.H. Beck
ISBN-10: 3406596452
ISBN-13: 978-3406596452

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Arthur Schopenhauer: „Über den Tod – Gedanken und Einsichten über letzte Dinge“
Ein zentrales Thema der Philosophie ist der Tod. Welche Gedanken sich Arthur Schopenhauer zu diesem Thema machte, hat Ernst Ziegler untersucht. Er hat in einem kleinen Büchlein, erschienen im C.H.Beck-Verlag, Schopenhauers Gedanken und Einsichten über den Tod zusammen getragen: „Wer über den Tod nachdenkt, kann auch fragen, wieso er überhaupt lebt – und er findet eine Antwort bei Schopenhauer“, schreibt Ernst Ziegler in seiner Einleitung. – Schopenhauers Kommentar: „Wie wir in das Leben hineingelockt werden durch den ganz illusorischen Trieb zur Wollust; so werden wir darin festgehalten durch die gewiß eben so illusorische Furcht vor dem Tode.“ Zugegeben, das klingt nicht besonders aufheiternd. Aber wenn man Schopenhauers Argumentation folgt, wird man nach der Lektüre dieses nur 100 Seiten dicken Taschenbuchs das Leben mit anderen Augen sehen. – „Leben heißt Sterben lernen“, wussten schon die antiken Philosophen. Wer sich mit dem Tod beschäftigt, lernt auch besser und bewusster zu leben.

Autor: Arthur Schopenhauer
Titel: „Über den Tod – Gedanken und Einsichten über letzte Dinge“
Broschiert: 105 Seiten
Verlag: Beck
ISBN-10: 3406605672
ISBN-13: 978-3406605673

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Es gibt also eine ganze Reihe hervorragender Bücher, die sich mit verschiedenen Aspekten des Lebens und Werks von Arthur Schopenhauer befassen.

Letztlich sollte man aber immer auch den eigenen Kopf zum Denken verwenden und sich nicht nur von der wenn auch vorzüglichen Lektüre zuschütten lassen. Arthur Schopenhauer selbst hatte dazu eine ganz klare Meinung, die er auch sehr drastisch formulierte: „Nur die eigenen Gedanken haben Wahrheit und Leben, denn nur die eigenen Gedanken versteht man ganz. Fremde, gelesene Gedanken sind geschissene Scheiße.

Dem möchten wir – zumindest für die oben genannten Buchempfehlungen – hiermit widersprechen.

 

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