Jerker Virdborg: „Felsland“

Der Sommer ist heiß. Die glühende Hitze hat sich der Schärenwelt vor der schwedischen Küste bemannt. Auch auf der kleinen Insel Trinisla sind die Sonne und die spiegelglatte See die Staffage für den neuen Roman des schwedischen Autors Jerker Virdborg.

„Felsland“ beschreibt die Ereignisse eines ganzen Sommertages auf der Insel Trinisla, die auf halbem Wege zwischen Sarpsborg und Göteborg in der Nähe der norwegischen Grenze liegt. Die Protagonisten sind auf ihren Booten unterwegs oder treffen auf  den Felsen der kleinen Insel aufeinander. Auf die Szenerie drückt der heiße Sommer, betäubt die Figuren und lässt sie seltsame Dinge tun. Wie eine Bedrohung lauert etwas Unsichtbares im Hintergrund: Man kann es nicht sehen, es wird nicht benannt, aber es ist allgegenwärtig.

Diese unheimliche Atmosphäre verdankt die Geschichte vor allem der gekonnten Erzählkunst des jungen Autors Virdberg, der in Schweden als einer der hoffnungsvollsten Nachwuchsautoren gilt. Während der Lektüre fühlt man sich stark an die Geschichten eines Uwe Tellkamp erinnert; wenn man das Autorenfoto auf der hinteren Innenseite betrachtet, fällt verblüffender Weise auch eine gewisse optische Ähnlichkeit auf.

Wie in Tellkamps Romanen scheinen die Figuren in einer abgeschlossenen und von außen nur schwer zugänglichen Welt zu leben.

Hier agieren die Personen miteinander und gegeneinander, aber die Außenwelt scheint nur ganz selten einen Einfluss auf ihre Handlungen zu haben. So auch in „Felsland“, wo sich die Charaktere wie in einem Theaterstück verhalten und seltsam losgelöst von der äußeren Wirklichkeit zu leben scheinen.

Unterstellt man dem Autor, dass diese Künstlichkeit der Szenerie ein gewolltes Stilmittel ist, dann ist dieser Transfer des Felslands aus der schwedischen Inselwelt in einen eigenen Kosmos gelungen. Man könnte jedoch genauso gut vermuten, dass diese Abgeschlossenheit der Inselbewohner auf einen Mangel an Wirklichkeitsbezug der Geschichte hinweisen.

Um ein eindeutiges Urteil treffen zu können, bleibt dem Leser die eigene Lektüre nicht erspart. Jetzt im Hochsommer 2010 ist hierzu genau die richtige Jahreszeit. Die Hitzewelle, die uns in Deutschland mit bis zu 39° zurzeit die Luft nimmt, ist bestens geeignet, sich mit diesem Roman zu beschäftigen. – Viel Spaß beim Lesen!

Autor: Jerker Virdborg
Titel: „Felsland“
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: btb Verlag
ISBN-10: 3442752329
ISBN-13: 978-3442752324

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