Jürgen Leonhardt: „Latein – Geschichte einer Weltsprache“

Jürgen Leonhardt: "Latein - Geschichte einer Weltsprache"Latein ist eine schöne Sprache. Latein ist wichtig und formt den Intellekt, sagen die Befürworter des Lateinunterrichts. – Latein ist eine tote Sprache, und die Beschäftigung mit toten Sprachen führt zu nichts, sagen die Kritiker.

Aus eigener Erfahrung (Latein ab der 5. Klasse bis zum Erwerb des Großen Latinums) kann ich bestätigen, dass mir die jahrelange und intensive Beschäftigung mit der Weltsprache Latein zumindest nicht geschadet hat.

Latein ist nicht nur eine Weltsprache gewesen, sondern gilt noch heute als geeignete Grundlage für alle romanischen Sprachen, egal ob es sich um Französisch, Italienisch, Spanisch oder Rumänisch handelt. Die Ausbreitung des Imperium Romanum sorgte für eine gleichzeitige und nachhaltige Verbreitung des Lateinischen als Amtssprache und Hochsprache.

Aber Latein kann noch weit mehr als uns bei dem Verständnis unzähliger Fremdwörter eine Hilfe zu sein. Im Latein-Unterricht findet vor allem eine Vermittlung linguistischer Grundlagen statt. Die lateinische Grammatik, die Struktur und der Aufbau der Sprache ist nicht nur einfach zu verstehen, sondern vor allem grundlegend und beispielhaft für das Verständnis der Struktur von Sprachen schlechthin. Wer Latein gelernt hat, wird auch gleichzeitig besser Deutsch sprechen und andere Sprachen leichter erlernen.

Latein ist also neben Alt-Griechisch eine Meta-Sprache, eine „Sprache der Sprachen“. Und damit ist Latein alles andere als eine „tote“ Sprache. Sie ist quicklebendig und wird zurecht auch in Zukunft auf dem Lehrplan von Schülern auf der ganzen Welt stehen.

Nachdem ich nun ausführlich eine Lanze für Latein als Unterrichtsfach gebrochen habe, wollen wir ein Blick in das Buch von Jürgen Leonhardt werfen:

„Latein – Geschichte einer Weltsprache“ zeigt auf 340 Seiten, wie die Geschichte des Lateinischen von der Antike bis in unsere heutige Zeit fortdauert.

Wie entstand eigentlich jene Sprache, die wir heute als Latein bezeichnen? Und wie konnte es in antiker Zeit zu einer Weltsprache werden? – Der „Trick“ bestand darin, die Sprache von ihren ursprünglichen Sprechern, den Bewohnern der Stadt Rom, los zu lösen und in die Welt zu tragen – bis an die Grenzen des Römischen Reiches.

Es ist erstaunlich, dass Latein bereits in der Antike zu einer fixierten Sprache wurde, die sich nicht mehr weiter entwickelte. Leonhardt zeigt in seinem Buch, wie es zu der faszinierenden „Fixierung“ des Lateinischen kam und wie Latein bis in die heutige Zeit nahezu unverändert weiter gelehrt, gelernt und gesprochen wurde.

Jürgen Leonhardt ist neben anderen Ämtern vor allem Professor für Latinistik in Tübingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind klassische lateinische und neulateinische Literatur. Das vorliegende Buch nimmt den Leser auf eine spannende Zeitreise mit und gibt ihm einen faszinierenden Einblick in die Geschichte einer Weltsprache durch die Jahrhunderte.

Das Buch ist erfrischend und ohne akademische Schwerfälligkeit geschrieben. Der interessierte Laie wird dank der zahlreichen Anmerkungen auch manche schwere Textstelle meistern und am Ende des Buches ein echter Latein-Experte sein. Hoffentlich wird er dann diese Weltsprache mit anderen Augen sehen und vielleicht sogar Lust bekommen, sich (wieder) einmal näher mit dieser Sprache zu beschäftigen.

 

Autor: Jürgen Leonhardt
Titel: „Latein – Geschichte einer Weltsprache“
Gebundene Ausgabe: 339 Seiten
Verlag: Beck
ISBN-10: 340656898X
ISBN-13: 978-3406568985

 

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