Richard von Weizsäcker: „Der Weg zur Einheit“

Richard von Weizsäcker: "Der Weg zur Einheit"Wir schreiben den 9. November 2009. Welches Datum wäre besser geeignet, um sich dem neu erschienenen Buch von Richard von Weizsäcker, „Der Weg zur Einheit“, zu widmen. Exakt zwanzig Jahre nach dem Mauerfall liefert der damalige Bundespräsident sein Buch zu diesem Abschnitt der deutschen Geschichte ab und erhält prompt die „Corine 2009“, den Internationalen Buchpreis für dieses Buch.

Lobend fallen die Worte der Laudatoren aus, darunter auch der Alt-Bundeskanzler und Mit-Herausgeber der ZEIT, Helmut Schmidt: „Für Richard von Weizsäcker war die deutsche Einheit stets eine Herzenssache. Daher bin ich ihm dankbar, dass er dieses sehr persönliche, bewegende Buch geschrieben hat.

Dankbar sind ihm sicherlich auch seine Leser, denn Richard von Weizsäcker ist ein Staatsmann und Intellektueller, der mit Worten umgehen kann. Und so ist ihm die Nacherzählung der damaligen Ereignisse ein Leichtes.

In 30 Kapiteln schwebt Weizsäcker im Gleitflug über 60 Jahre deutscher Geschichte, die lange Zeit deutsch-deutsche Geschichte, dann kurz ein rein deutsche Geschichte und seit 1990 vor allem deutsch-europäische Geschichte ist. Die Einbindung des neuen deutschen Staates in das europäische Verbundsystem war und ist Richard von Weizsäcker eine Herzensangelegenheit.

Doch kommen wir endlich zum Buch selbst. Richard von Weizsäcker war von 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin und von 1984 bis 1994 der sechste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Allein schon deshalb kann er eine Menge erzählen und dem Leser zeigen, wie es auf dem politischen Parkett zugeht.

„Der Weg zur Einheit“ beginnt 1945 mit der Teilung Deutschlands in die Ost- und West-Sektoren durch die Alliierten. Ausgehend von diesen neuen Machtstrukturen entwickeln sich die beiden deutschen Teilstaaten unterschiedlich. Es gibt einen ostdeutschen und einen westdeutschen Weg zur Nationalstaaten-Bildung. Dieser deutsch-deutsche Schwebezustand sollte vierzig Jahre anhalten und zunächst durch den Kalten Krieg und mit Hilfe von Stacheldraht und Schießbefehl untermauert und später durch die friedliche Revolution der eingesperrten Bevölkerung untergraben werden.

Aus Weizsäckers Versuch einer Beschreibung der historischen Ereignisse ist ein schönes Geschichtsbuch geworden. Aber es ist ein staatsmännisches Buch. Allein ein kurzes Kapitel von vier Seiten ist der Freiheitsbewegung des DDR-Volkes gewidmet, dem das eigentliche Verdienst der Wende zukommt.

Ohne die friedlichen Demonstrationen und das breite Aufbegehren der Bevölkerung er DDR gegen das politische System wäre es nicht zur Wende gekommen. – Über diesen Aspekt der deutschen Wende-Geschichte gibt jedoch ein anderes, hervorragend recherchiertes Buch von Klaus-Dieter Henke Auskunft („Revolution und Vereinigung 1989/90“).

Weizsäckers Verdienst ist es, ein umfassendes und alle sechs Jahrzehnte deutscher Geschichte aus der Vogelperspektive zu überblicken und dem Leser gleichzeitig eine Idee von der Komplexität und politischer und staatsmännischer Aktivitäten zu vermitteln. Denn auch das ist wahr: Ohne die gleichzeitige Einigung auf internationaler Ebene, wie es mit den beiden deutschen Staaten weitergehen sollte, ohne die humanitäre Haltung Ungarns im Sommer 1989 und ohne die Zustimmung der Siegermächte zur deutschen Wiedervereinigung hätte sich an der deutschen Teilung auch 1990 nichts geändert, egal wie viele Menschen zwischen Ahlbeck und Zwickau auf die Straße gegangen wären.

Und so ist es mindestens genau so ein Verdienst der Politik und der Weitsicht der internationalen Gemeinschaft wie auch der friedlichen Demonstranten am Leipziger Altstadtring, dass wir heute das zwanzigjährige Jubiläum der historischen kalten Novembernacht von 1989 feiern können, der knapp ein Jahr später zur Wiedervereinigung Deutschlands führte.

An eine Sache sei an dieser Stelle noch erinnert: Richard von Weizsäcker bewies schon immer historische Weitsicht. Daher war er auch nicht dabei, als vor zwanzig Jahren im Schneeregen vor dem Berliner Rathaus Schöneberg Helmut Kohl, Willy Brandt, Jürgen Wohlrabe und Walter Momper gefühlsduselig und voreilig das Deutschlandlied anstimmten. Die Nationalhymne ging in einem gellenden Pfeifkonzert unter.

Die Menschen wollten kein neues Deutschland und keine nationale Vereinnahmung, sondern eine Revolution in den Köpfen. Diese Revolution fand niemals statt. Später redeten viele vom „Anschlussgebiet“ und schürten die Ressentiments. Auch nach zwanzig Jahren ist die Mauer noch nicht verschwunden; in manchen Köpfen steht sie härter denn je. Deshalb hat auch zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer der tausendfache Ruf jener Nacht Gültigkeit: „Die Mauer muss weg!“. – Richard von Weizsäckers Buch „Der Weg zur Einheit“ kann dazu beitragen. Als Lehrbuch der Geschichte zeigt er den Nachgeborenen, dass die deutsche Spaltung in die Bundesrepublik und die DDR nur ein kurzes, vorüber gehendes Kapitel der langen deutschen Geschichte war.

Wir können die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht planen, ohne die Vergangenheit zu kennen. Entscheidend bleibt aber der Blick nach vorn. Erinnern wir zum Schluss uns ein letztes Mal an den Staatsratsvorsitzenden der DDR Erich Honecker, der noch am 7. Oktober 1989, also einen Monat vor dem Fall der Mauer, die Parole ausgab: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“. – In diesem Sinne.

 

Autor: Richard von Weizsäcker
Titel: „Der Weg zur Einheit“
Gebundene Ausgabe: 220 Seiten
Verlag: C.H.Beck
ISBN-10: 3406592872
ISBN-13: 978-3406592874

 

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