Abt Gregor Henckel Donnersmarck: „Wandelnde Zebrastreifen – Anekdoten aus dem Klosterleben“

Zwei beliebige Beispiele aus dem alphabetisch nach Stichwörtern geordneten Anekdotenschatz aus dem österreichischen Stift Heiligenkreuz im Wienerwald:

Hadsch: „Ein Novizenmeister ging mit seinen Novizen bei Königshof im Burgenland spazieren. Als sie so im Gänsemarsch im Habit durch die Felder daherkamen, richtete sich ein Bauer von der Arbeit auf und rief ihnen zu: „Geht’s es auf Mekka?“

Tanz ums Kreuz: „Pater Josef Tibitanzl hatte an seiner Zimmertür ein Namensschild, lautend auf „Tibitanzl“. An einem Aschermittwoch strich Pater Benedikt Kreuzwieser das „Tanzl“ durch – wegen der Fastenzeit. Am Passionssonntag ging Pater Josef daraufhin zu Pater Benedikts Tür und malte über das „Kreuz“ ein violettes Karo.

Gar lustig ist das Klosterleben. Besonders in österreichischen Klöstern wie dem Stift Heiligenkreuz im Wienerwald, aus dem Abt Gregor Henckel Donnersmarck die in diesem kleinen Büchlein versammelten Anekdoten präsentiert. Über die Jahre ist da Einiges zusammen gekommen. Allerdings ist der monastische Humor schon ein wenig speziell und zum Teil nur dem bibelfesten Leser zugänglich. Aber für wen anderes ist dieses Büchlein auch gemacht.

Viele der hier versammelten Anekdoten stammen von Pater Hermann Watzl, dem langjährigen Stiftsarchivar zu Heiligenkreuz. Das Bändchen soll diesen Anekdotenschatz bewahren helfen.

Bei der Lektüre taucht man ein in eine fremde Welt. Nördlich der Alpen, in der norddeutschen Tiefebene, wirken diese G’schichten der „wandelnden Zebrastreifen“ wie Notizen aus einer Parallelwelt.

Im Neuen Testament steht, die Christen sollten „in der Welt aber nicht von dieser Welt sein“… Ohne den Mönchen dieses Klosters zu nahe zu treten, kann man dies bestätigen und bekommt mitunter den Eindruck, die Mönche seien auf ihre ganz eigene, sympathische Art nicht ganz von dieser Welt…

Die Menschen hinter diesen Geschichten leben anscheinend einen Alltag, der durchaus Humor und komische Situationen zulässt, jedoch in der grundsätzlich asketischen Umgebung auch den Spaßfaktor bewusst oder unbewusst niedrig zu halten bemüht ist. Das Ergebnis ist ein ganz eigener Humor, der den Leser außerhalb der Klostermauern statt schmunzeln manchmal ratlos macht und die Frage aufwirft, was denn daran jetzt lustig sei.

Dennoch ist „Wandelnde Zebrastreifen“ ein nettes Büchlein, das man einem gläubigen Katholiken jederzeit auf den Gabentisch legen darf. Sowohl Protestanten als auch Anders- bzw. Nicht-Gläubige werden mit diesem kleinen Anekdoten-Büchlein eher wenig anzufangen wissen.

Autor: Abt Gregor Henckel Donnersmarck
Titel: „Wandelnde Zebrastreifen – Anekdoten aus dem Klosterleben“
Gebundene Ausgabe: 139 Seiten
Verlag: Residenz
ISBN-10: 3701731632
ISBN-13: 978-3701731633

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