Gerold Hofmann: „Mutig gegen Marx & Mielke – Die Christen und das Ende der DDR“

Gerold Hofmann: "Mutig gegen Marx & Mielke - Die Christen und das Ende der DDR"Im November 2009 jährt sich zum zwanzigsten Mal der legendäre 9. November 1989, der Tag der Wende, an dem die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin durchlässig wurde und Zehntausende nachts auf dem Kurfürstendamm, vor dem Brandenburger Tor und anderswo feierten und dem bereits seit Monaten wankenden Staatsapparat der DDR den endgültigen letzten Stoß versetzten.

Doch die friedliche Revolution in der DDR begann viel früher, auch nicht erst im Jahr 1989, sondern viele Jahre zuvor. Es waren vor allem die Christen in der DDR, die vierzig Jahre lang, seit der Gründung des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden, offen und verdeckt Widerstand leitsteten und sich stets zu ihrem Glauben bekannten, gegen Anfeindung und Diskriminierung, gegen Hohn und Spott durch die politische Klasse und die staatlichen Behörden.

Es gehört zum Allgemeinwissen über die Wendezeit in der DDR, dass vor allem die christliche Friedensbewegung enge Kontakte zu anderen Reformkräften in der DDR unterhielt. Es ist bekannt, dass die Friedensdemonstrationen in Berlin im Herbst 1989 immer in der Gethsemanekirche in der Stargarder Straße ausgingen. Die Kirche war Tag und Nacht geöffnet, und die Mahnwachen und Diskussionsveranstaltungen wurden von Tausenden besucht. Das friedliche Engagement der Christen für die Oppositionellen im Lande wurde zu einem Symbol für den gewaltfreien Protest der DDR-Wendezeit.

Gerold Hofmann hat nun das Begleitbuch zur gleichnamigen Fernsehdokumentation („Mutig gegen Marx & Mielke“), die eine Gemeinschaftsproduktion des rbb und der MDR ist, vorgelegt. In ihm kommen viele engagierte Christen zu Wort wie Heino Falcke, ehemals Propst in Erfurt, der zur führenden Figur der staatskritischen evangelischen Theologie in der DDR wurde, ebenso wie das Zwickauer Ehepaar Antje und Martin Böttger, das sich offen für Menschenrechte in der DDR einsetzte. Auch die Berliner Pfarrerin Ruth Misselwitz kommt zu Wort; auf ihr Leben hatte die Stasi einen Anschlag geplante, weil sie einen Friedenskreis in ihrer Kirchengemeinde in Pankow leitete.

Ausführliche Interviews dokumentieren die Gründe, die Christen zu kritischem Verhalten gegenüber dem SED-Staat motivierten und die schließlich auch dazu beitrugen, dass die Revolution im Herbst 1989 frei von aufständischer Gewalt blieb.

Der reich bebilderte und 120 Seiten starke Band beleuchtet eine Seite der Wendezeit in der DDR, die bislang vielen Menschen verschlossen war. Das schwierige Leben der Christen in der DDR, ihre permanente Beobachtung durch die Stasi und ihr ungebrochener Glaube an das Recht und die Würde des Menschen finden in diesem interessanten Buch ihre längst fällige Beachtung. „Mutig gegen Marx & Mielke“ ist aufgearbeitete DDR-Geschichte und eine interessante Lektüre für alle, die sich auch zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer über die Anfänge der Reformbewegungen in der DDR und die eigentlichen Helden der Revolution informieren möchten.

 

Autor: Gerold Hofmann
Titel: „Mutig gegen Marx & Mielke – Die Christen und das Ende der DDR“
Broschiert: 131 Seiten
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
ISBN-10: 3374027113
ISBN-13: 978-3374027118

 

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