Ernst Elitz: „Ich bleib dann mal hier – Eine deutsche Heimatkunde“

Ernst Elitz: "Ich bleib dann mal hier - Eine deutsche Heimatkunde"Ernst Elitz ist Journalist im Unruhestand. Er war für zahlreiche Zeitungen tätig, war SPIEGEL-Redakteur, arbeitete für Rundfunk und Fernsehen, moderierte „Kennzeichen D“ und berichtete aus Ost und West für das ZDF. Ab 1985 präsentierte er für die ARD „Pro und contra“, den „Weltspiegel“ und kommentierte in den „Tagesthemen“. Zuletzt war er von 1994 bis 2009 Intendant beim Deutschlandfunk / Deutschlandradio Kultur.

Seit April 2009 arbeitet er als freier Schriftsteller, und „Ich bleib dann mal hier“ ist die erste Frucht dieser neuen Tätigkeit.

In 19 Kapiteln reist der Autor gedanklich kreuz und quer durch die deutsche Kultur und schaut unserer Gesellschaft auf die Finger. Natürlich geht es oft um politische Themen und um die allgemeine Politikverdrossenheit. Aber Elitz widmet seine Aufmerksamkeit auch kulturellen Themen wie der allgemeinen Verlärmung unseres Alltags, dem Fluch der Kundenkarten-Systeme, dem Schwinden der religiösen Bindungen, dem Bildungsalarm in deutschen Kinderzimmern und dem verantwortungslosen Umgang der Presse mit ihrer Macht.

Wenn man den kulturpessimistischen Unterton dieser kurzen Essays hört, fühlt man sich an ähnliche Texte von Henryk M. Broder, Michael Jürgs oder, wie gerade kürzlich hier besprochen, Dr. Heinz Florian Oertel erinnert.

Aber Elitz ist kein notorischer Quengler. Natürlich sieht auch er die galoppierende Wirtschaftskrise, unsere verkorkste Gesundheitsreform und die deutsche Bildungskatastrophe mit ihren grausamen Auswirkungen auf die deutsche Sprache und Kultur. Aber er bleibt nicht bei einer reinen Bestandsaufnahme stehen. Er lamentiert auch nicht, was denn nur falsch laufe in diesem Lande.

Ernst Elitz macht auch Verbesserungsvorschläge und zeigt, wie man unsere „infantilisierte Fun-Gesellschaft“ wieder zu einer Ernsthaftigkeit zurück führen kann, die bei der allgemeinen Schieflage unserer Kultur wohl angebrachter wäre als die deutschlandweite Suche nach dem nächsten Superstar.

Die Essays in diesem 220 Seiten dicken Taschenbuch lesen sich vergnüglich, was sicherlich auch daran liegt, dass der Autor ein Schreibprofi ist. Hier fehlt kein Komma, und jeder Satz ist sauber und wohl formuliert. Es wird nicht theoretisiert, sondern der Leser wird direkt angesprochen. Elitz hat etwas zu sagen, und man sollte seinen Vorschlägen zur Verbesserung unseres kulturellen Klimas durch Weitergabe des Buches und seiner Ideen zu einer breiteren Basis verhelfen. Vielleicht bewegt sich dann unsere lenden- und lebensmüde Gesellschaft und schafft noch die Wende zur Renaissance der Kultur kurz vor der geistigen Vergreisung breiter Schichten unserer Bevölkerung.

Wenn Sie sich mal richtig schön und stilvoll aufregen wollen über unsere Gesellschaft, über den allgemeinen kulturellen Niedergang, über unsere Politiker und überhaupt -, dann sind Sie gut beraten, nicht mit Hape Kerkeling das Weite zu suchen, sondern hier im Lande zu bleiben und Ernst Elitz’ Buch „Ich bleib dann mal hier“ zu lesen.

Autor: Ernst Elitz
Titel: „Ich bleib dann mal hier – Eine deutsche Heimtkunde“
Broschiert: 220 Seiten
Verlag: C.H. Beck
ISBN-10: 3406593038
ISBN-13: 978-3406593031

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