Es gibt Menschen, die sind einfach genial. Genialität scheint angeboren zu sein: Einstein, Mozart, Leonardo da Vinci – das sind Menschen, die sich vor allem durch ihr Werk und oft auch durch ihr Leben so sehr von ihren Zeitgenossen unterschieden und solch außergewöhnliche Leistungen erbrachten, dass man mit Recht von Genies sprechen kann.
Aber woher kommt diese Fähigkeit, sich in seinem Denken und Handeln derartig hervor zu tun und von der Masse abzuheben? Könnte es nicht sein, dass es neben einer angeborenen, so zu sagen genetisch bedingten Genialität auch noch die Möglichkeit gäbe, ein vorhandenes Talent durch eisernes Training weiter zu vervollkommnen, bis man den Status der Genialität erreicht?
Ist die Annahme falsch oder richtig, dass sich das Genie in einer ganz anderen Liga befindet als jemand, der „nur „Talent“ hat? Existiert in Wirklichkeit vielleicht gar keine unsichtbare Mauer zwischen Talent und Genie?
Werner Siefer ist Wissenschaftsjournalist. Zu seinen Spezialgebieten zählen Hirnforschung, Anthropologie und Evolution. In seinem Buch „Das Genie in mir“ geht der Autor genau diesen Fragen nach. Seine These ist, dass Talent durchaus eine Eigenschaft ist, die der Mensch nicht nur in die Wiege gelegt bekommt, sondern die jeder erlernen kann, wenn er denn will.
Der Autor unternimmt einen Streifzug durch die Kulturgeschichte der Genialität, trifft auf Savants, Menschen mit einer ausgeprägten Inselbegabung, kontaktiert Phrenologen und Wissenschaftler aus allen Bereichen der Hirnforschung. Er will herausfinden, wie Genies denken. Worin unterscheidet sich deren Herangehensweise an eine Aufgabe von der Art, wie ein normal begabter Mensch ein Problem angeht? IQ-Tests können diese Frage nicht eindeutig beantworten. Talentpsychologen haben es sich zur Aufgabe gemacht, dem Phänomen Talent nachzuforschen.
Unser Gehirn wächst ein Leben lang weiter und verändert sich in kleinen und immer kleiner werdenden Schritten täglich. Wie wir lernen und welche Fähigkeiten wir durch permanentes Training weiter verfeinern, liegt an uns selbst. Ohne eine entsprechende Anleitung kommt man allerdings nicht weit.
Es gibt jedoch eine Reihe von bewährten Lerntechniken, die sich auf bestimmte Aufgaben anwenden lassen. (Christian Hesse hat kürzlich in seinem Buch „Das kleine Einmaleins des klaren Denkens“ eine aktuelle und gut lesbare Übersicht über die besten Lerntechniken veröffentlicht.)
Rätselraten, Sudokus und Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging können die Denkfähigkeit und die Leistung des Gedächtnisses erhöhen, das ist wissenschaftlich erwiesen. Allerdings betrifft dies in der Regel nur die jeweilige Lerntechnik (Verarbeitungsgeschwindigkeit, Auswendiglernen, Wiedererkennung, Kombinatorik). Bezüglich der Verbesserung der Denkleistung bei komplexeren Aufgabenstellungen und bei der Umsetzung der erlernten Fähigkeiten im realen Leben bleiben die Aussagen der Wissenschaft jedoch schwammig und unklar.
Der Taktgeber und Koordinator des Zusammenspiels unserer Synapsen ist Myelin. Er steuert die Prozesse in unserem Hirn weit mehr als bislang bekannt. Natürlich kann man die Myelinisierung unseres Denkapparates nicht willentlich beeinflussen, aber man kann eine Menge dafür tun, die Entwicklung unserer Denkfähigkeit durch richtiges Lernen zu unterstützen. Nicht zuletzt heißt das auch, genaue Zielvorstellungen zu entwickeln, sich selbst und auch die eigenen Schwächen im Auge zu behalten und zu lernen, selbstsicher mit ihnen umzugehen.
Werner Siefer hat ein spannendes Buch über die Grundlagen der Genialität und die Möglichkeiten geschrieben, das eigene Genie zu entwickeln. Es gibt einen guten Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse und bietet einen Ausblick auf neue Lerntechniken.
Autor: Werner Siefer
Titel: „Das Genie in mir – Warum Talent erlernbar ist“
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Campus Verlag GmbH
ISBN: 359338695X
EAN: 978-3593386959