Eric Hobsbawm: „Das lange 19. Jahrhundert: Europäische Revolution, Die Blütezeit des Kapital, Das Imperiale Zeitalter (3 Bände)“

Es ist dem Theiss-Verlag zu verdanken, dass wir nun erstmals seit Jahrzehnten eine Neuauflage der drei bedeutenden Geschichtswerke von Eric Hobsbawm über das lange 19. Jahrhundert zur Verfügung haben.

Der britische Historiker und überzeugte Marxist Eric Hobsbawm hat in seinen drei Hauptwerken Europäische Revolutionen, Die Blütezeit des Kapitals und Das imperiale Zeitalter das Bild, welches wir uns heute vom 19. Jahrhundert machen, maßgeblich geprägt. Die Rede vom „langen 19. Jahrhundert„, welches sich von der Französischen Revolution 1789 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 erstreckt, stammt von ihm.

Hobsbawm war aufgrund seines offenen Bekenntnisses zum Marxismus eine Ausnahmeerscheinung der britischen Wissenschaftslandschaft. Jedoch schwerer als seine politische Orientierung wog sein überragendes fachliches Wissen und seine Fähigkeit, lebendige historische Gesamtdarstellungen zu erarbeiten, die sich nicht allein auf die Beschreibung von politischen und militärischen Ereignissen beschränkten, sondern die Gesamtheit der gesellschaftlichen und sozialen, der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen einschlossen. Besonders war auch seine Fähigkeit, selbst komplexe Sachverhalte so anschaulich zu beschreiben, dass sie auch für eine nichtakademische Leserschaft verständlich wurden.

So waren die drei genannten Publikationen zu ihrer Zeit ein Erfolg bei den Lesern, und sie sind es bis heute, sofern man das Glück hat, auf dem antiquarischen Markt oder in einer gutsortierten Bibliothek fündig zu werden. Die einzelnen Titel erschienen in weiten zeitlichen Abständen, was nicht zuletzt an dem intensiven und extensiven Forschungsaufwand lag, den Hobsbawm für diese Publikationen betrieb.

Der erste Band (The Age of Revolution) erschien 1962 (dt. Europäische Revolutionen, 1983); der zweite Band (The Age of Capital) 1975 (dt. Die Blütezeit des Kapitals, 1987) und der dritte Band (The Age of Empire) 1987 (dt. Das imperiale Zeitalter, 1989).

Die Idee zu diesem epochalen historiographischen Projekt entstand durch eine Initiative des Verlegers George Weidenfeld, der anregte, eine History of Civilization zu schreiben, die keine Nationalgeschichte beinhalten, sondern die den gesamten Erdball und die Gesamtheit der Vergangenheit abdecken sollte. Eric Hobsbawm war seinerzeit durch seine neuartige Beschreibung der Krise des 17. Jahrhunderts für die von ihm mitgegründete Zeitschrift Past and Present und durch seine Arbeiten über die englische Arbeiterklasse während der Industriellen Revolution in der Economic History Review aufgefallen. Deshalb fiel die Wahl auf Hobsbawm, obwohl allseits bekannt war, dass er Mitglied der Kommunistischen Partei war, was gerade auch im Kreis seiner Kollegen nicht besonders gern gesehen wurde.

Schon der erste Band, The Age of Revolution, „war eine für Großbritannien völlig neuartige historische Studie […]. Es gab nichts Vergleichbares auf dem Markt.“ Was auf dem Buchmarkt verfügbar war, waren die üblichen britischen Geschichten Europas, die, wie ihre Pendants in Deutschland, um politische Erzählungen herum strukturiert waren und sich auf Nationalstaaten, Kriege, Parteien und diplomatische Beziehungen konzentrierten.

„Hobsbawm brach vollständig mit dieser Tradition. Sein Buch war entschieden thematisch und analytisch und warf die britische Tradition der politischen Erzählung über Bord.“ Ihm ging es im Gegensatz dazu vor allem um die Darstellung übergreifender zusammenhänge, um ökonomische und kulturelle Kontextualisierung und auf die Verbindung mit einer Sozialgeschichte „von unten“.

In diesem ersten Band vertrat Hobsbawm auch eine neue These, nämlich jene von der „Doppelrevolution“. Zwischen 1789 und 1848 fanden nicht nur eine Reihe von politischen Revolutionen statt, sondern auch die Industrialisierung der westlichen Welt. Beide Revolutionen bedingten und beeinflussten einander in mehrerlei Beziehungen.

In seinem zweiten Band (The Age of Capital, 1975; dt. Die Blütezeit des Kapitals, 1987) beschreibt Hobsbawm die Revolutionen von 1848; in diesem Band folgt er weitgehend Marx´ Analyse der Politik als einem Ausdruck des Klassenkampfes. Die Blütezeit des Kapitals beschreibt der Autor als jene Zeit zwischen 1848 und 1875, eine vergleichsweise kurze Phase, die jedoch in diesem zweiten Band dafür auf eine breite, global angelegte Perspektivierung trifft. Es war das große Zeitalter des Kolonialismus, auch wenn sie für die unter den Kolonialherren leidenden Völker alles Andere als „großartig“ waren.

Im dritten und letzten Band (The Age of Empire, 1987), der die Zeit von 1875 – 1914 umfasst, geht es schließlich um das imperiale Zeitalter, in dem die imperialistischen Bestrebungen der Hauptakteure immer ausbeuterischere und radikalere Formen annahmen und kriegerische Konflikte vorbereitet wurden. Letztlich führte diese heiße Phase des Imperialismus am Ende fast zwangsläufig in den Großen Krieg. „Mehr als jedes andere schreit das imperiale Zeitalter nach Entmystifizierung“, schreibt Eric Hobsbawm treffend.

Zusammen bilden diese drei Bände einen umfassenden Blick auf das „lange 19. Jahrhundert“ von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg. Umfassend ist dieser Blick zum einen, weil er nationale Geschichtsschreibungen zugunsten einer globalen Perspektive aufgibt, zum anderen, weil der Autor alle gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Aspekte in seine Abhandlung miteinbezieht: ein wahrhaft epochales Geschichtswerk, das nun endlich wieder auf Deutsch in dieser schönen, gebundenen Neuausgabe vom Theiss-Verlag erhältlich ist!

 

 

Autor: Eric Hobsbawm
Titel: „Das lange 19. Jahrhundert: Europäische Revolution, Die Blütezeit des Kapital, Das Imperiale Zeitalter (3 Bände)“
Gebundene Ausgabe: 1450 Seiten, 3 Bände
Verlag: Theiss, Konrad
ISBN-10: 3806236410
ISBN-13: 978-3806236415

 

 

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