Friedrich Nietzsche ist nach wie vor ein Philosoph, der durch seine Schriften wie durch seine Person fasziniert. Davon zeugen die zahlreichen Publikationen, die sich mit seinem Werk auseinandersetzen und es für die Gegenwart fruchtbar zu machen versuchen, nicht zuletzt das jüngst vom Philosophie-Magazin herausgegebene Sonderheft zu Nietzsche.
Eine besonders spannende Publikation ist nun als Band 3 der Schriftenreihe zum Nietzsche-Archiv beim Wallstein-Verlag erschienen; es befasst sich mit den fotografischen Bildnissen Friedrich Nietzsches.
Die Zahl der erhaltenen Fotografien von Friedrich Nietzsche ist überschaubar. Die meisten Aufnahmen scheinen bekannt zu sein, vor allem in Zeiten des Internets sind sie weltweit und jederzeit verfügbar. Und doch sind diese Fotografien viel mehr als nur einen einzigen Blick wert, denn sie verraten eine Menge über den Menschen Friedrich Nietzsche.
Hansdieter Erbsmehl (Jahrgang 1953) hat Kunstgeschichte studiert, wurde mit einer Dissertation über Friedrich Nietzsche promoviert, hat viele Jahre freiberuflich als Ausstellungskurator und Autor für den Berliner Kunsthandel gearbeitet, nahm Lehraufträge in Zürich und Leipzig war und legte zuletzt Studien zur Nietzsche-Rezeption im Umkreis des Weimarer Nietzsche-Archivs sowie zur Kunst des frühen 20. Jahrhunderts vor.
In dem vorliegenden Band wird zum einen das Verhältnis von Nietzsche zur Fotografie ausgelotet, zum anderen wird Nietzsches Lebensweg anhand von 23 fotografischen „Stationen“ erzählt. Im zweiten Teil des Bandes sind in einem Katalog die 23 behandelten Fotografien mit allen wichtigen Bild- und Reproduktionsdaten, Angaben zum Fotografen, Ort, Zeit sowie mit zahlreichen weiterführenden Informationen aufgeführt.
Der Hauptteil des Bandes ist seinerseits in vier Abschnitte unterteilt: Abschnitt 1 gibt zunächst eine Einführung in die Thematik und beschreibt das Verhältnis von Friedrich Nietzsche zur Fotografie; Abschnitt 2 befasst sich in 19 Kapiteln (und Fotografien) mit „Friedrich Nietzsche beim Fotografen (1861-1882)“; der dritte Abschnitt zeigt „Die Bildnisse des kranken Nietzsche (1891-1899)“, und eine kurze Schlussbetrachtung rundet diese interessante Studie ab.
So reist der Leser unter der Anleitung von Hansdieter Erbsmehl von Station zu Station des Lebens von Friedrich Nietzsche und lauscht seinen klugen Ausführungen.
Bleibt letztlich noch die Frage zu klären, für wen diese Studie von Interesse sein dürfte. Zunächst sind Studierende der Philosophie zu nennen, die aus dieser Publikation neue Informationen und vor allem eine ganze Reihe von neuen Zusammenhängen ziehen dürften; weiterhin ist diese Studie natürlich für den Wissenschaftsbetrieb von Interesse, denn sie leistet einen neuen, erfrischenden und weiterführenden Beitrag zur Nietzsche-Forschung; darüber hinaus mag dieses Buch auch für viele Leser interessant sein, die sich aus dem einen oder anderen Grund für Friedrich Nietzsche und seine Philosophie begeistern.
Somit ist die vorliegende Studie bestens geeignet, um einen neuen biographischen Zugang zu Friedrich Nietzsche zu erschließen. Dank seiner einzigartigen Perspektive schafft es der Autor, einen erhellenden Blick auf Nietzsches auch heute noch faszinierende Persönlichkeit zu werfen.
Autor: Hansdieter Erbsmehl
Titel: „Habt Ihr noch eine Photographie von mir? — Friedrich Nietzsche in seinen fotografischen Bildnissen“
Gebundene Ausgabe: 300 Seiten
Verlag: Weimarer Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3737402507
ISBN-13: 978-3737402507