Erica Jong: „Angst vorm Sterben“

Erica Jong: „Angst vorm Sterben“Erica Jong? Da war doch was? — Richtig. „Angst vorm Fliegen“ hieß der Roman, der die Schriftstellerin Anfang der 1970er Jahre auf einen Schlag berühmt gemacht hatte. Das Buch wurde nicht zuletzt wegen seiner Freizügigkeit berühmt und wurde auch zu einem modernen Klassiker der feministischen Literatur, weil in ihm die Frau selbstbestimmt ihre Sexualität entdeckte und lebte. Nach „Angst vorm Fliegen“ wurde es stiller um Erica Jong, aber mit ihrem Roman „Fanny“ (1983) konnte sie einen weiteren Bestseller landen.

Jetzt hat Erica Jong wieder einen Roman geschrieben: „Angst vorm Sterben“. Das klingt schon anders als die Angst vorm Fliegen. Die Autorin lebt in New York und ist Baujahr 1942, gehört aber noch lange nicht zum alten Eisen. Denn anders als der Titel vermuten lässt, ist „Angst vorm Sterben“ wieder ein sehr freizügiger Roman, in dem es um das Liebesleben der Vanessa Wonderman geht — in vielen Aspekten scheinbar ein Alter Ego der Autorin.

Woody Allen staunt in seiner Besprechung dieses Romans, „wie sie von all diesen delikaten Themen erzählen und dabei so ein lustiges Buch schreiben kann“. In der Tat liest es sich wie ein leichter Roman, in dem es vor allem um Sex geht. Um Sex und um den Tod. Es sind die klassischen Themen der Weltliteratur, nur mit dem Unterschied, dass wir die Welt diesmal mit den Augen einer Frau betrachten, die man früher als „alt“ bezeichnet hatte. Doch diese simplen Stigmatisierungen haben schon lange ihre Gültigkeit verloren, und in Erica Jongs eigenem Leben scheinen sie glücklicherweise nie eine Bedeutung gehabt zu haben.

Dasselbe gilt für Mrs. Wonderman, die zusammen mit ihrem Mann Asher lebt. Längst liest sie mit ihm öfter Todesanzeigen, als sie Sex hat. Dann bricht Asher plötzlich zusammen und landet im Krankenhaus. Jetzt beginnt eine Tournee durch mehrere Krankenhäuser, und Vanessa Wonderman begleitet ihren Mann in dieser völlig neuen Lebenssituation.

Je schlechter es ihrem Mann geht, desto stärker wächst Vanessas Hunger nach Leben: nach Leben und Lieben und Sex. Die Suche nach dieser neuen/alten Lebendigkeit schenkt ihr viele wunderschöne Erfahrungen, aber auch allerlei seltsame und verstörende Momente. Die Art und Weise, wie Erica Jong von dieser Suche nach dem altbekannten Prickeln erzählt, ist trotz der ernsten Seite, die das ganze Leben natürlich auch immer hat, sehr leicht und komisch. Der Roman liest sich wunderbar, fast als ob man einer alten Freundin zuhören würde, die uns Geschichten aus dem chaotischen und ereignisreichen Leben einer typischen New Yorkerin erzählt.

In „Angst vorm Sterben“ zeigt Erica Jong wieder einmal ihr ganzes Können: Selten wurde über ein ernstes Thema so leicht und witzig geschrieben!

 

Autor: Erica Jong
Titel: „Angst vorm Sterben“
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: S. FISCHER
ISBN-10: 3100024850
ISBN-13: 978-3100024855