Eva Baronsky: „Herr Mozart wacht auf“

Eva Baronsky: "Herr Mozart wacht auf"Stellen Sie sich vor, Wolfgang Amadé Mozart stirbt und wacht 200 Jahre später wieder im Wien unserer Zeit auf. Dieses vergnügliche Gedankenspiel macht Eva Baronsky, eine bislang unbekannte Autorin, in ihrem Erstlingswerk „Herr Mozart wacht auf“ und beschreibt auf 320 Seiten, wie Herr Mozart in unserer Welt zurecht kommt.

Eva Baronsky hat einen wundervollen Roman geschrieben. Die Geschichte des wieder auferstandenen Wolfgang hält sie über die ganze Länge des Romans stringent durch und versieht den Text mit unzähligen amüsanten Details.

Mozart wacht in einer Studenten-WG auf und ist davon überzeugt, dass er im Himmel angekommen sei. Einer der Bewohner trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „AC/DC“, das von Wolfgang zweifelsfrei als eine Botschaft des Engels gedeutet wird. Es bedeutet natürlich „Adorate, Cherubim, Dominum Cantu“ („Betet an, Ihr Engel, den Herrn mit Eurem Gesang!“). Nur langsam wird ihm klar, dass er sich nicht im Himmel befindet, sondern in seiner Heimatstadt Wien. Der Stephansdom steht immer noch an derselben Stelle, nur die Häuser, die menschen, die Fuhrwerke – alles sieht anders aus.

Nur schwer findet sich Wolfgang, der sich in seiner Hilflosigkeit „Wolfgang Mustermann“ nennt, weil er dies für einen unauffälligen Namen hält, in der modernen Stadt zurecht.

Ob es sich um die rollenden Fuhrwerke (die „Toyotas“) oder den weißen Höllenwurm (die U-Bahn) handelt, ob er das „Mechanikum“ preist (das Orchester in der Kiste) oder in ein „Siemens“ spricht, um mit fernen Stimmen zu kommunizieren. All dies und vieles, vieles mehr hat Eva Baronsky auf unterhaltsame und kenntnisreiche Weise in ihre Geschichte eingebaut.

Tief sitzt der Schock, als er feststellen muss, dass einer seiner Schüler, dieser „Stümper Süßmayr“, sein Spätwerk, das „Requiem“, zu Ende geschrieben hat und dabei, so seine Meinung, gründlich versaut hat. Mozart alias Mustermann setzt sich sofort an die Noten und versucht´, sein Requiem selbst zu beenden.

Er lernt auf der Straße den polnischen Stehgeiger Piotr kennen, „nimmt Logis“ bei ihm und spielt fortan mit ihm in einem Lokal. Er lernt andere Musiker kennen und besucht immer häufiger das „Blue Note“, eine Jazz-Kneipe. Schon bald gehört er zum Kreis der Musiker, ist begeistert von der „Zauber-Klarinette“ (Saxophon) und spielt Jazz-Sessions sowie seine eigenen Kompositionen. Das Publikum ist begeistert.

Wolfgang kommt immer besser mit der ungewohnten Umgebung und mit seinem neuen Leben klar. Er genießt die technischen Vorzüge des Mechanikums und studiert ausführlich die Komponisten, die nach ihm kamen.

Im Musikhaus des alten Herrn Liebermann setzt er sich an den Flügel und spielt seine Improvisationen. Witzigerweise war das Ding einen guten Viertelton höher gestimmt als zu seiner Zeit. In der Tat waren die Instrumente zu Mozarts Zeit tiefer gestimmt als heute; die häufige Einflechtung solcher Details deutet auf die gute Recherchearbeit der Autorin hin. Liebermann ist begeistert von Wolfgangs virtuosem Spiel, und er vermittelt ihm die Möglichkeit als Klavierlehrer zu arbeiten.

Eines Tages fordert Madeleine, eine junge Französin, ihn mit ihrem Saxophon-Spiel heraus. Wolfgang verliebt sich, und seit langem verbringt er wieder eine Liebesnacht. Dann ist Mado, wie er sie nennt, verschwunden, und Wolfgang verfällt in Depressionen.

Dann kommt der musikalische Durchbruch, als Wolfgang auf dem Benefiz-Konzert eines Wohltätigkeitsvereins vor breitem Publikum reüssiert. Die Dinge entwickeln sich positiv.

Bald jedoch tritt Anju, die Frau aus der WG, in der er zu sich gekommen ist, in sein Leben. Sie verlieben sich, und Wolfgang offenbart sich ihr als Einziger. Es sei wirklich Wolfgang Amadé Mozart, wie man doch auch an seinen “Compositionen“ bemerken könne. Doch Anju kann ihm nicht glauben und ist verzweifelt, weil sie sich in einen Kranken verliebt hat.

Kurz darauf kommt Wolfgang nach einem Unfall in die psychiatrische Akutstation nach „Steinhof“ und wird unter Medikamente gesetzt. Das Ende der Geschichte ist jedoch glücklich und lässt den Leser aufatmen. Alles wird gut, und so soll es auch sein.

Die Autorin hat mit „Herr Mozart wacht auf“ einen bemerkenswerten Erstling hingelegt. Für mich ist es bislang die Neuentdeckung des Herbstes. Man darf gespannt sein auf weitere Geschichten von Eva Baronsky. Die Autorin ist 1968 geboren und arbeitete zuletzt freiberuflich als Beraterin für Kommunikation und Journalismus. Nun ist sie erfolgreich in der Welt der Autoren angekommen. Mit Sicherheit wird man in Zukunft von ihr hören.

 

Autor: Eva Baronsky
Titel: „Herr Mozart wacht auf“
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Aufbau-Verlag
ISBN: 3351032722
EAN: 978-3351032722

 

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