Nach der Schulzeit begann Charles Darwin lustlos ein Medizinstudium in Cambridge, das er jedoch schon nach zwei Jahren abbrach, um Theologie zu studieren. Er war hochtalentiert, aber das Studium schien nicht seinen echten Interessen zu entsprechen. In Cambridge las Darwin die Reiseberichte von Alexander von Humboldt und hatte fortan den Traum, diese Reise in die Neue Welt auf dessen Spuren zu wiederholen.
Nur kurze Zeit später: Wir befinden uns im Jahr 1831 in England, genauer: in Davenport nahe Plymouth an der südenglischen Küste. Es ist Oktober, und Darwin wird auf der H.M.S. Beagle, einer 10-Kanonen-Brigg der Royal Navy, in die Neue Welt reisen.
Verantwortlich für diese einmalige Gelegenheit ist John Henslow, Darwins Mentor und Botanikprofessor in Cambridge, der Darwin mit der Pflanzenkunde vertraut machte und der seine außergewöhnlichen Talente – Neugier, Beaobachtungsgabe und die Fähigkeit, in großen Zusammenhängen zu denken – sehr schätzte.
Für die Fahrt der Beagle, deren Auftrag es war, für die britische Krone nach Südamerika zu segeln und dort den äußersten Süden Amerikas zu vermessen, wurde noch ein Naturforscher und Begleiter für Kapitän FitzRoy gesucht. Darwin wurde von Henslow für diese Reise empfohlen und war sofort begeistert; Ende Oktober 1831 ging er an Bord der H.M.S. Beagle.
Das Wetter war schlecht, und das Schiff musste wegen schwerer Stürme mehrmals wieder in den Hafen von Davenport zurückkehren. Am 27. Dezember 1831 ging es endlich los.
Das in der „Edition Erdmann“ erschienene Buch der „Reise um die Welt“ vereint auf 380 Seiten Auszüge aus dem Bordjournal der H.MS. Beagle aus den Jahren 1831-36.
Die Herausgeber dieser Ausgabe (Gernot Giertz und Lars Hoffmnn) schreiben in ihrer kurzen aber lesenwerten Einleitung über die Entstehung des Bordjournals: Darwins Beschreibung der gesamten Reise existiert in vier Fassungen: Den Kern bilden 18 kleinformatige Notizbücher (Pocket books), von denen er stets eines bei sich hatte und in die er alles Bemerkenswerte in Stichworten eintrug. In ruhigeren Zeiten schrieb er auf der Grundlage dieser Notizen sein Tagebuch (Diary), das schließlich rund 800 Seiten umfasste und bis zum Jahr 1933 unveröffentlicht bleiben sollte.
Das Journal unterscheidet sich vom Tagebuch (Diary) durch eine Neugliederung: Darwin ersetzte darin die chronologische Darstellung durch eine Schilderung in geographischen Zusammenhängen, denn viele Plätze wurden im Verlauf der Reise mehrfach oder oft nach längeren Zeiträumen wieder besucht.
Und so reist der Leser mit Charles Darwin um die Welt; von Englands Süden aus über die Kanarischen und Kapverdischen Inseln nach Südamerika; von Brasilien über Argentinien bis nach Feuerland; dann zu den Galapagos-Inseln und durch die Südsee nach Neuseeland und Australien; von den Keeling Islands über Mauritius rund ums Kap Horn ein weiteres Mal über den Atlantik, über St. Helena und Ascension nach Brasilien, und 1836 über die Azoren nach fünf Jahren Fahrt wieder zurück nach England.
Danach hatte sich Darwin verändert, und auch die Welt war nach dieser Reise nicht mehr dieselbe: Die Evolutionstheorie war geboren, und der Darwinismus, wie man diese Theorie später auch nannte, stürzte den Menschen von seinem göttlichen Thron. Plötzlich stammte der Mensch nicht mehr von Gott ab sondern von den Affen.
Die grundsätzliche Vereinbarkeit von Evolutionstheorie und christlichem Glauben sollte auch 150 Jahre nach der Veröffentlichung der „Abstammung der Arten“ (Origin of Species) von Charles Darwin im Jahr 1859 für viele Gläubige immer noch ein Problem darstellen. Die Schöpfungstheorie der Kreationisten lehnt die Evolutionstheorie bis heute entschieden ab, kann aber das Gegenteil nicht beweisen.
Die Aufzeichnungen von Charles Darwin über seine Weltumsegelung mit der H.M.S. Beagle gehören zu den klassischen Reisewerken des 19. Jahrhunderts. Auf dieser Expedition lassen sich seine epochemachenden Ideen und Theorien, die später die viktorianische Gesellschaft in ihren Grundfesten erbeben ließen, gleichsam im Augenblick des Entstehens beobachten.
Doch nicht nur die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern vor allem die Schilderungen der ethnischen, sozialen und politischen Zustände und Ereignisse der bereisten Länder machen die Einzigartigkeit seines Berichtes aus.
Das Bordjournal der H.M.S. Beagle ist das spannende Protokoll eines Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts. Es ist natürlich der Reisebericht eines Naturwissenschaftlers mit dem zu erwartenden Schwerpunkt der Beschreibung von Naturphänomenen. Aber Darwin schafft es in seinem Journal auch, die Atmosphäre während der Reise und das Landestypische in Stimmungsbildern lebendig werden zu lassen.
Also setzen Sie sich in ihren bequemsten Stuhl, legen Sie die Füße hoch und den Kompass auf den Tisch. Gehen Sie auf Entdeckungsreise, und lesen Sie sich mit Charles Darwin einmal um die ganze Welt.
Autor: Charles Darwin
Titel: „Reise um die Welt“
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Edition Erdmann / Marixverlag
ISBN: 3865398081
EAN: 978-3865398086