Marianne Gronemeyer: „Das Leben als letzte Gelegenheit – Sicherheitsbedürfnisse und Zeitknappheit“

Es ist keine Neuigkeit, dass wir in einer hektischen und auseinander fallenden Welt leben. Je schneller wir laufen, desto weniger Zeit haben wir.

„Von Todesfurcht und Daseinsgier, Zeitknappheit und Lebensoptimierung erzählt dieses Hörbuch in klarer und zupackender Sprache.“ So heißt es auf der Rückseite des Covers dieses Hörbuchs.

Media vita in morte sumus“ ist der Beginn einer lateinischen Antiphon, die ungefähr um das Jahr 750 in Frankreich entstanden ist: Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben. Das Wissen um die eigene Endlichkeit, das seit vielen Jahrhunderten zum Kern der christlichen Weisheit gehörte, ist uns in unserer säkularisierten Welt verloren gegangen.

Das Leben als einzige Gelegenheit und der alternativlose Gegenwartsbezug all unseres Denkens und Handelns lässt uns den Tod verdrängen. Diese bedingungslose Lebenssehnsucht und der verzweifelte Wunsch, aus dem eigenen Leben mit allen Mitteln das Beste zu machen, sind Ausdruck unserer Hilflosigkeit. Wir haben verlernt zu leben, weil wir nie gelernt haben zu sterben.

Die „Ars Moriendi“, die Kunst des richtigen Sterbens, die die Kirchenväter in ihren Schriften seit Jahrhunderten vermittelten, wird in unserer modernen Zeit mit dem Tabu der Jenseitigkeit belegt. Nur wer im Hier und Jetzt lebt und alles nach der Optimierung seines hiesigen Daseins ausrichtet, entspricht der gesellschaftlichen Norm unserer Zeit.

Wie armselig und kurzsichtig ein solches Leben jedoch ist, wird schnell klar, wenn der Fokus einmal auf die Zeit „nach uns“ gerichtet wird. Was bleibt von uns, wenn wir einmal nicht mehr sind? Was hinterlassen wir der Nachwelt? Worin äußert sich unsere eigene Nachhaltigkeit? Oder wie es die christliche Lehre formuliert: Welche Schätze haben wir uns im Himmel angelegt?

Marianne Gronemeyer beschäftigt sich in diesem Hörbuch viel mit den Fragen des Todes und dem Sinn des eigenen Lebens. Die Antipoden unseres Daseins – die Sehnsucht nach Sicherheit und Nachhaltigkeit unseres Daseins auf der einen Seite und die als äußeren Druck empfundene Zeitknappheit unserer eigenen Endlichkeit – lassen die Spannung erkennen, in der wir uns bewegen.

Die Kürze und Bedeutungslosigkeit des eigenen Lebens im unendlichen Meer der Zeit lässt sich ohne einen Gottesglauben nur schwer ertragen. Die Heilsversprechen der christlichen Kirchen können im besten Sinne zum einen Seelentrost und zum anderen auch ein Ansporn zu einer besseren Lebensführung sein. Doch der christliche Glaube ist seit langem auf dem Rückmarsch und vermag nur noch einer Minderheit in unserer Gesellschaft einen mentalen Rückhalt zu bieten.

Die meisten unter uns leben ein weltliches Leben, das man bis zum Ende auskosten muss, weil dann nach dem Tod, den man unter allen Umständen so lange wie möglich ausblenden muss, nicht mehr kommt.

Marianne Gronemeyer ist Jahrgang 1941 und war bis 2006 Professorin für Erziehungswissenschaften an der FH Wiesbaden. „Das Leben als letzte Gelegenheit“ ist spannend und fundiert zugleich. Dieses Hörbuch zeigt, dass Zeitknappheit längst kein modernes Phänomen ist, und weist Wege auf, wie man anders mit dem Zeitdruck unserer Tage umgehen könnte.

Autor: Marianne Gronemeyer
Titel: „Das Leben als letzte Gelegenheit – Sicherheitsbedürfnisse und Zeitknappheit“
Medien: 1 CD. Laufzeit: 74 Minuten.
Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
ISBN-10: 9783534600991
ISBN-13: 978-3534600991

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