Fritz Reheis: „Die Kreativität der Langsamkeit“

Immer mit der Ruhe. Wir alle kennen die Botschaft, dass, wer langsamer geht, schneller ankommt. Wir alle wissen, dass wir uns häufig nur umsonst abhetzen und uns um Dinge kümmern, die sich oft von selbst erledigen, wenn wir nur ein wenig abwarten. Ja, wir wissen das, und doch haben wir leider keine Zeit, uns mit dieser eigentlich netten Idee von einem entschleunigten Leben näher zu befassen. Nein, tut mir leid, keine Zeit, ich muss weiter.

Fritz Reheis lehrt an der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Bamberg und Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik.

Zeitpolitik – das klingt etwas spröde und verkopft, eben nach einem universitären Umfeld. Doch besucht man die Homepage der DGfZ, so wird schnell klar, dass die Ziele dieser Gesellschaft durchaus lobenswert sind:

Die DGfZP hat das Ziel, zu lebensfreundlichem Ausgleich zwischen Be- und Entschleunigung und zur Nachhaltigkeit von Alltagszeitstrukturen beizutragen. Sie entwirft Modelle von Zeitsouveränität, von individuellem und kollektivem Zeitwohlstand, sie möchte Zukunftsfähigkeit befördern, schlägt Themen für vertiefende Analysearbeit und Zieldebatten vor und macht alternative zeitpolitische Vorschläge.

Das hört sich schon besser an. „Wir mischen uns ein.“ heißt es weiter auf der Homepage, und die vorliegende CD zur „Kreativität der Langsamkeit“, die 2009 in Zusammenarbeit mit dem WBG-Verlag in der Reihe „auditorium maximum“ veröffentlicht wurde, scheint das Ergebnis eines solchen Einmischungsversuchs zu sein.

Wer versucht, allein durch Tempo und Beschleunigung über die stetig wachsenden Aufgaben in seinem Alltag Herr zu werden, ist über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt. Gerade das empfindliche Pflänzchen Kreativität lässt sich nur selten unter Zeit- und Termindruck aufrecht erhalten. Erhöht man den Druck, zerquetscht man diese Pflanze.

Sollen wir also alle Termine absagen, unsere E-Mails ungelesen löschen und das Telefon abklemmen? Auch dieses andere Extrem der Totalverweigerung wird uns nicht weiter bringen. Es kann bestenfalls eine kurzfristige Erholung schaffen, bevor dann der totale Zusammenbruch des Systems droht.

Die Lösung liegt in der goldenen Mitte. Der Autor zeigt nach einer kurzen Einleitung, wie man mit dem Stress umgehen lernt. Die Alarmsignale zu erkennen, ist der erste, wichtige Schritt hin zu einer neuen Zeitpolitik. Wie wir mit Beschleunigungen umgehen, wie wir uns dem exogenen Druck entziehen oder uns zumindest mit diesen Bedingungen arrangieren können, erklärt Reheis im nächsten Abschnitt dieses Hörbuchs.

Dann geht es um das eigentliche Thema: die Entschleunigung des Alltags. Wie lernen wir, Pausen zu setzen und Auszeiten einzuplanen? Was machen wir, wenn wieder alles zuviel zu werden droht? Wann und wie können wir die Pause-Taste drücken und unsere aktuelle Stress-Situation von außen betrachten?

Das Hörbuch schließt mit dem Epilog „Was tun?“, der dem Hörer Mut zuspricht. Wir sind nicht verloren in unserer entropischen, chaotischen Welt. Wir haben das Ruder in der Hand, solange wir achtsam bleiben und uns nicht im reißenden Strom der Zeit forttreiben lassen.

Entschleunigung und Langsamkeit erfordern eine gehörige Portion Disziplin. Das ist nicht einfach. Aber die Anstrengungen der Einübung einer neuen Verhaltensweise des verlangsamten Lebens werden mit einem besseren, bewussteren, kreativeren und letztlich auch sinnvolleren Leben belohnt. Wie das funktioniert, erklärt Fritz Reheis in dem schönen Hörbuch „Die Kreativität der Langsamkeit“

Autor: Fritz Reheis
Titel: “Die Kreativität der Langsamkeit – Neuer Wohlstand durch Entschleunigung”
Medien: 1 CD; Laufzeit: 75 Minuten
Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
ISBN-10: 3534600681
ISBN-13: 978-3534600687

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