Cornelia Naumann: „Scherben des Glücks – Das Leben der Wilhelmine von Bayreuth“

Cornelia Naumann: "Scherben des Glücks - Das Leben der Wilhelmine von Bayreuth"Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen wurde 1709 in Potsdam geboren. Wilhelmine wuchs am spartanisch geführten Hof des Soldatenkönigs in einer lieblosen Umgebung auf, die von seelischer und körperlicher Grausamkeit geprägt war. Ihr Bruder Friedrich, der spätere „Friedrich der Große“, litt ebenfalls unter diesem familiären Regiment des Soldatenkönigs.

Die Situation am Berliner Hof ist gezeichnet von den ständigen Konflikten des Soldatenkönigs Friedrich I. und seiner Gattin Sophie Dorothea von Hannover. Hin und her gerissen zwischen den widerstreitenden Interessen ihrer Eltern wachsen die Kinder in einer Atmosphäre emotionaler Kälte, höfischer Zwänge und körperlicher Züchtigungen auf.

Die Mutter drängt auf eine Heirat mit dem englischen Kronprinzen, der Vater hat Wilhelmine aber dem Erbprinzen von Bayreuth versprochen.

Sowohl Wilhelmine als auch Friedrich hatten musische Begabungen. Lebenslang blieben die beiden Geschwister durch ihre Liebe zu den Künsten und der Philosophie verbunden und schrieben sich viele Briefe. In denen sie sich gegenseitig Mut machten und ein Gegengewicht zu einem oft trostlosen und von Intrigen durchzogenen Alltag am Hofe schafften.

Diese Verbundenheit mit dem Bruder blieb auch nach Wilhelmines Zwangsheirat mit dem Markgrafen von Bayreuth im Jahr 1731 erhalten. Wilhelmines Umzug vom königlichen Berliner Hof in die markgräfliche Provinz Bayreuths kann man sich kaum dramatisch genug vorstellen. Es kam dem Ende eines Lebens gleich, und Wilhelmine zog ins kulturelle Niemandsland.

Die Markgrafschaft in der Provinz wird durch Wilhelmine schon bald zu einem kulturellen Zentrum von europäischer Bedeutung. Wilhelmine, die selbst gern und gut komponiert, lässt 1748 ein Opernhaus errichten und fördert die schönen Künste am Hofe von Bayreuth.

In ihren Briefen an den Bruder Friedrich beklagt sie sich immer wieder über die fränkische Provinz. Doch sie bleibt nicht beim Klagen, sondern handelt. Sie selbst malt, dichtet und komponiert leidenschaftlich gern, und der Bayreuther Hof wird zu einer Begegnungsstätte für die schönen Künste und für Philosophen jener Zeit.

Auch die ursprüngliche Zwangsheirat mit dem Erbprinzen von Bayreuth entwickelt sich positiv und führt die beiden zu einer glücklichen Ehe. Dennoch hatten sie nur eine einzige Tochter, die hübsche Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth, die später einmal von Giacomo Casanova als das schönste Mädchen Deutschlands bezeichnet wurde.

Das Leben am Bayreuther Hof und in der markgräflichen Residenzstadt ist geprägt von vielen rauschenden Festen und kulturellen Höhepunkten. Doch auch in Bayreuth ist der Hof nicht frei von Intrigen, wie Wilhelmine bald feststellen muss.

Am Ende ihres Lebens wandte sich der Markgraf immer mehr von ihr ab, und er nahm Wilhelmine von der Marwitz, die spätere Gräfin Burghaus, die aus Berlin mitgebrachte Erste Hofdame seiner Frau, zur Mätresse. Wilhelmine von Bayreuth zog sich immer mehr zurück und starb 1758 im Alter von nur 49 Jahren.

Cornelia Naumann hat nun die Geschichte der Wilhelmine von Bayreuth in ihrem neuen Buch „Scherben des Glücks“ nacherzählt. Sie beschäftigte sich zuvor mehrere Jahre intensiv mit dem Leben und der Geschichte Wilhelmines und ihrer Zeit. Sie lebt als Dramaturgin, Theaterwissenschaftlerin und freie Autorin in München.

Mit den „Scherben des Glücks“ ist ihr ein mitreißender, historischer Roman gelungen. Die Geschichte nimmt den Leser mit auf eine Reise ins Rokoko und das Leben an den Höfen in Berlin und Bayreuth. Die Schilderung der Atmosphäre lebt vor allem durch die präzise Sprache der Autorin und die detailgenaue Beschreibung der Verhältnisse.

Der Leser taucht von der ersten Seite an vollkommen in die Geschichte ein und bleibt über 420 Seiten lang an der Seite Wilhelmines. So sollte ein historischer Roman sein.

Cornelia Naumann sagte in einem Interview für das Bayerische Fernsehen auf die Frage, was den Unterschied zwischen einem historischen Roman und einer Biografie ausmache: „Erst wenn wir die Menschen fühlen können, erst dann können wir sie auch richtig verstehen. Wie sie damals gelebt haben, wie sie gelitten haben und wie sie sich gefreut haben. – Das ist, so glaube ich, der Unterschied zwischen einem historischen Roman und einer Biografie.

Der Leser lernt in Cornelia Naumanns Roman Wilhelmine von Bayreuth als einen vielschichtigen Charakter kennen. Er kann ihre Leben mitfühlen und ihr andeln nachempfinden. Auf diese Weise wird Geschichte verständlich und viel besser erfahrbar als durch eine lediglich auf Lebensdaten gestützte Biografie.

Cornelia Naumanns Roman „Scherben des Glücks“ ist eine spannende Lektüre, die dem Leser die faszinierende Welt des Rokoko erschließt.

 

Autor: Cornelia Naumann
Titel: „Scherben des Glücks – Das Leben der Wilhelmine von Bayreuth“
Broschiert: 430 Seiten
Verlag: Sutton Verlag
ISBN-10: 3866804601
ISBN-13: 978-3866804609

 

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