"Gerhard Richter - Editionen 1965-2011" me Collectors Room, Auguststraße 68, 10117 Berlin Öffnungszeiten: Di-So 12-18 Uhr
Gerhard Richter feiert seinen 80. Geburtstag. Am 9. Februar 1932 kam er in einem kleinen Städtchen in der Oberlausitz zur Welt. Niemand konnte wissen, dass Richter viele Jahrzehnte später als der bedeutendste lebende deutsche Maler gelten würde. Sein 80ter ist Anlass genug, den Künstler und sein Werk in einer weiteren Retrospektive zu feiern und zu würdigen. Dies geschieht in Dresden und in Berlin.
Dresden zeigt in der Kunsthalle am Lipsiusbau Gerhard Richters ATLAS. Hierbei handelt es sich um eine wirklich sehenswerte Ausstellung, die neben dem plastischen und malerischen Werk Richters einen sehr persönlichen Zugang zum Entstehungsprozess ermöglicht. Fotos und Markierungen zeigen, wie Richter seine Werke konzipierte.
In Berlin wird Richter vor allem in der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum mit der Ausstellung PANORAMA geehrt. Sein umfangreiches malerisches und plastisches Oeuvre korrespondiert spannungsreich mit der einzigartigen Architektur des Baus von Mies van der Rohe an der Potsdamer Straße. Doch während andere in den langen Warteschlangen vor der Neuen Nationalgalerie frieren und auf Einlass warten, nahm ich einen anderen Weg, der mich in die Auguststraße in Berlin-Mitte verschlug.
Vom 12. Februar 2012 bis 13. Mai 2012 präsentiert der „me Collectors Room Berlin“ die Ausstellung Gerhard Richter -Editionen 1965-2011. Gerhard Richter gilt international als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten deutschen Künstler der Gegenwart. Neben seinen Gemälden sind in den letzten Jahren auch seine Editionen immer mehr in den Fokus des Interesses gerückt. Die Olbricht Collection ist die weltweit wohl einzige Privatsammlung, die annähernd alle Editionen Gerhard Richters von 1965 bis 2011 umfasst.
Parallel zur Retrospektive der Ölgemälde Richters in der Neuen Nationalgalerie anlässlich seines 80. Geburtstags wird somit die einmalige Möglichkeit geboten, in Berlin gleichzeitig auch Richters vielseitiges Auflagenwerk in den Blick zu nehmen.
Die Bedeutung dieses Teils seines Oeuvres formulierte er 1998 selbst in einem Brief an das Museum of Modern Art New York: „Ich sah – und sehe immer noch – Editionen als einen willkommenen Ausgleich für die Produktion von Gemälden, die Unikate sind. Es ist eine großartige Möglichkeit, meine Arbeit einer größeren Öffentlichkeit zu vermitteln.“
Es war ein eiskalter Wind an diesem Mittwochnachmittag, als ich gegen 17 Uhr in der Auguststraße den neu gestalteten Bau des me Collectors Room betrat. Im Vorraum des großzügig geschnittenen Galeriehauses empfängt den Besucher der angenehme Duft von frisch geröstetem Kaffee und eine warme, geradezu kuschelige Atmosphäre.
Lässt man den Eingangsbereich hinter sich, gelangt man zum Infoschalter und zu den Ausstellungsräumen. Wie bereits gesagt, wird im me Collectors Room das Editionenwerk Gerhard Richters gezeigt. Also keine Einzelwerke sondern Serigrafien, Drucke und Plakate. Dennoch sind die vielen Exponate 100% Richter.
In der Auguststraße kennt keine Schlangen, keinen Ticket-Schwarzverkauf und vor allem kein Gedränge in der Ausstellung. Mit anderen Worten: Diese Ausstellung bietet einen ungestörten und hochqualitativen Kunstgenuss.
Die Ausstellung umfasst etwa 150 Arbeiten und zeigt Gerhard Richters Druckgrafiken, FotoEditionen, Multiples (Auflagenobjekte), Gemälde-Editionen, Künstlerbücher und Künstlerplakate. Dazu gehören unter anderem so populäre Motive wie die aus der Malerei bekannten Foto-Editionen „Ema“ (Akt auf einer Treppe) und „Onkel Rudi“, druckgrafische Arbeiten wie zum Beispiel „Mao“, „Elisabeth“, „Betty“, „Kanarische Landschaften“ und „Farbfelder“, Auflagenobjekte wie „Kugel“ und „Spiegel“ sowie Gemälde-Editionen wie „Grau“ und „Fuji“.
Für die Liebhaber Gerhard Richters ist also von allem etwas dabei. Entspannter Kunstgenuss ohne Drängeleien und ein kontemplativer Austausch mit dem Künstler und seinem Werk. So sollten Kunstausstellungen sein!
Doch damit nicht genug. Die Ausstellung wird von einem interessanten und vertiefenden Vortragsprogramm begleitet. Hier können Interessierte sich noch weiter in das Werk Gerhard Richters vertiefen und eine Menge Hintergrundwissen erwerben:
22.02.2012, 19 Uhr
„Malerei als Auflage Die Malereieditionen von Gerhard Richter“
mit Dr. Stefan Gronert, Kurator für Gegenwartskunst, Leiter der Grafischen Sammlung,
Kunstmuseum Bonn
15.03.2012, 19 Uhr
„Highlights der Editionen: Entstehung, Bedeutung und die Geschichten hinter den Bildern“
mit Hubertus Butin, von 1996 bis 1998 kunsthistorischer Assistent bei Gerhard Richter und
Verfasser des Werkverzeichnisses der Editionen, Berlin
Im Kulturforum: 12.04.2012, 19.30 Uhr
„Gerhard Richter als Zeichner“
Vortrag von Dr. Dieter Schwarz, Kunstmuseum Winterthur
Auf Einladung der Graphischen Gesellschaft zu Berlin im Vortragssaal im Kulturforum,
Matthäikirchplatz 8, 10785 Berlin
03.05.2012, 19 Uhr „Vom Foto zur Malerei und wieder zurück / Gerhard Richter -Editionen“ mit Dr. Dietmar Elger, Gerhard Richter Archiv, Dresden
In der Ausstellung können sich die Besucher zusätzlich den Dokumentarfilm „Das Porträt: Meine Bilder sind klüger als ich – Gerhard Richter“ von Victoria von Flemming anschauen und umfangreiches Katalogmaterial studieren.
Machen Sie sich also auf den Weg in die Auguststraße und nutzen Sie die Gelegenheit, das Werk eines der bekanntesten und wichtigsten deutschen Maler unserer Zeit kennen zu lernen.