Nehmen wir mal an, Sie haben einen Sohn, der ist vielleicht sieben, acht Jahre alt. Sie gehen mit ihm in den Zoo und landen während ihres zwanglosen Gesprächs über den Zitteraal plötzlich im Mittelalter und erzählen etwas über Philosophie. Wie wird ihr Sohn darauf reagieren? Wahrscheinlich würde er Ihnen einen Vogel zeigen und sogleich wieder zu seinen Zitteraal-Beobachtungen zurück kehren. Doch Oskar ist anders, er ist der Sohn von Richard David Precht, ist somit von Klein auf anders sozialisiert, und Richard David Precht darf ungestört die zarte Kinderseele mit philosophischen Fragen behelligen.
Oskar findet das ganz normal, Ihr Sohn wahrscheinlich nicht. Da muss erst ein wenig Überzeugungsarbeit geleistet werden, aber ist diese Hürde erst einmal genommen, kann dieses kleine Buch aus dem Hause Precht ein sehr nützlicher Leitfaden für die eigene philosophische Arbeit am Kind sein.
Sie werden, wenn Sie die Bestseller Prechts („Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“, „Die Kunst, kein Egoist zu sein“ und „Liebe – ein unordentliches Gefühl“) wenigstens teilweise gelesen und verstanden haben, nichts wirklich Neues finden. Es ist ein „Best of“-Programm, umgeschrieben für Kinder und Eltern, die es wieder werden wollen.
Es geht um die großen Fragen, und ganz nebenbei bekommt der Fan von Richard David Precht gleich noch ein bisschen Homestory-Feeling mitgeliefert, wenn er Familie Precht bei ihrem Besuch im Berliner Zoo, auf der Fahrt in der U-Bahn oder auf den Spielplatz am Kollwitzplatz begleitet.
Es ist ein schönes Buch geworden mit großer, auch im Dunkel des abendlichen Kinderzimmers noch gut lesbarer Schrift, und es macht Spaß, die Grundfragen der Philosophie mal aus dieser anderen Perspektive zu betrachten. Dennoch ist die Anschaffung für Eltern mit erwachsenen Kindern und Erwachsenen ohne Kinder relativ obsolet. Hier ist man mit den „Originalen“ (s.o.) besser beraten.
Wer jedoch seinem Kind ein wenig abendländisches Philosophieverständnis mit auf den steinigen Weg in die ungewisse Zukunft unserer krisengeschüttelten und selbst zerstörerischen Welt geben möchte, kaufe „Warum gibt es alles und nicht nichts?“ von Richard David Precht.
Autor: Richard David Precht
Titel: „Warum gibt es alles und nicht nichts – Ein Ausflug in die Philosophie“
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442312388
ISBN-13: 978-3442312382