Terry Pratchett: „Eine Insel“

Terry Pratchett: "Eine Insel"Es kam, wie es kommen musste. Die Götter Imo und Locaha stritten sich, Imo ärgerte sich über die Menschen, die ihm auch im zweiten Versuch nach der Erschaffung der Hosenmenschen einfach nur misslungen schien, und so musste die Erde untergehen. Also kam die große Welle, walzte mit ungeheurer Zerstörungskraft durch den Großen Pelagischen Ozean und über die Muttertagsinseln und all die anderen kleinen Inselgruppen und löschte fast alles Leben auf der Welt aus – fast.

Es ist die Geschichte von Mau, dem Inseljungen, und von Daphne, der Prinzessin, die den Weltuntergang mit einigen anderen Passagieren der „Sweet Judy“ überlebt. Terry Pratchett hat mit „Eine Insel“ eine turbulente Robinsonade geschrieben, die sich wie eine Mischung aus Seefahrer-Abenteuer-Roman und dem „Papalagi“ liest, jenem kleinen Büchlein, das der deutsche Maler Erich Scheurmann 1920 geschrieben hat und in dem ein fiktiver Südseehäuptling von seiner Reise in die westliche Welt berichtet.

Besonders die Passagen, in denen Daphne, die eigentlich Ermintrude heißt, jedoch den Umstand des Weltuntergangs nutzt, um sich ihren Wunschnamen zuzulegen, mit Mau versucht zu kommunizieren. Daphne ist das „Geistermädchen“ und gehört zu den Hosenmenschen, die ja bekanntlich die erste Version und noch sehr unvollkommene Version der Menschen war, die der Gott Imo geschaffen hatte.

Die Geschichte ist spannend geschrieben und bezaubert einerseits durch die märchenhafte Handlung und andererseits durch die Sprache. Pratchett spielt mit den Worten und den englischen Gepflogenheiten einer gepflegten Konversation. Selbst beim Untergang seines Schiffes wahrt der Captain die Form, und auch Daphne ist von der ersten Begegnung mit dem Eingeborenen Mau ganz englische Dame, die weiß, was sich gehört.

Der Untergang der Welt, die Strandung auf der Insel, das Kennlernen und sich Arrangieren der Überlebenden – dies alles sind natürlich Allegorien auf das Leben und unsere Möglichkeiten, das Miteinander zivilisiert zu gestalten. So gesehen, darf „Eine Insel“ durchaus als eine moderne Variante von Daniel Defoe’s „Robinson Crusoe“ betrachtet werden.

Echte Pratchett-Fans seien allerdings gewarnt: Es handelt sich bei diesem Buch nicht um einen weiteren Roman aus der Scheibenwelt, sondern wirklich um eine eigenständige Geschichte mit einem eigenständigen Format. Es ist ein guter Abenteuer-Roman mit einem spannenden Plot. Das Buch bietet 440 prall mit Anspielungen auf unsere Zivilisiertheit gespickte Seiten und jede Menge guter Unterhaltung.

Im englischen Original erschien Pratchetts Buch als Kinderbuch. Aber wie auch bei anderen Klassikern wie „Robinson Crusoe“, „Gulliver’s Reisen“ oder „Moby Dick“ wird auch hier die Unterscheidung zwischen Kinderbuch und einem Buch für Erwachsene hinfällig; jedes Lesealter versteht die Geschichte auf seine Weise und wird aus der Erzählung Nutzen und Freude ziehen können. Sie können das Buch also ihren Kindern zum Lesen geben, nachdem Sie Pratchett’s neuen Roman selbst genossen haben…

Wer statt immer nur zu lesen, auch gern einmal Hörbücher hört, dem sei dringend die fantastische Vertonung mit Stefan Kaminski (Random House Audio) empfohlen! In der Hörbuch-Version wurden die einzelnen Akteure der Geschichte von ihm hervorragend stimmlich charakterisiert, und so verstärkt die Tonfassung noch die unterhaltende Wirkung der Geschichte. Eine Besprechung des Hörbuchs finden Sie auf unserem neuen Portal Hoerbuchauswahl.de.

 

Autor: Terry Pratchett
Titel: „Eine Insel“
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Manhattan
ISBN: 3442546559
EAN: 978-3442546558

 

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