Wollte man die Stimmung dieses Romans mit einem Lied beschreiben, dann wäre es „Con Una Rosa“ von Vinicio Capossela.
Es ist die Geschichte einer großen Liebe und der Suche nach sich selbst. Das Leben ist ein phantastisches Abenteuer, und man muss sich auf die Suche nach sich selbst begeben, wenn man nicht umsonst gelebt haben will. Das ist die Kernaussage dieser gefühlvollen Geschichte.
Michele und Federico haben sich auf der Mittelschule kennen gelernt, und seitdem sind sie unzertrennlich wie Brüder. Federico ist mit zwanzig erfolgreih ins Immobiliengeschäft eingestiegen. Dabei organisierte er auch gleich die erste gemeinsame Wohnung für Michele und sich. Michele ist freier Journalist und schreibt für eine Wochenzeitschrift.
Jeden Abend gehen die beiden auf die Piazza und feiern das Leben. Sie haben einen Schlag bei den Mädchen, jeder Tag ist sorgenfrei und bunt wie der andere, und das Leben scheint eine einzige, endlose Party zu sein.
Jedoch eines Abends wirkt Federico nachdenklich und seltsam bedrückt. Als Michele nach dem Grund fragt, antwortet er, dass er endlich – mit 28 – wissen will, was „sein Ding“ im Leben ist. Er hat keine Lust, länger in der „Illusion des Straßenbahnführers“ zu leben:
„Es scheint, als ob er die Straßenbahn lenkte, es scheint, als wäre er Herr über das Fahrzeug, aber in Wirklichkeit macht er nur eines: bremsen und beschleunigen. Den Rest machen die Gleise.“ – Derart vorbestimmt will er nicht länger leben: immer nur bremsen oder beschleunigen auf einer bereits vorgegebenen Wegstrecke. Er will heraus finden, was er mit seinem Leben anfangen soll.
Michele hält die Verwandlung seines Freundes für eine typische „Thirtysomething-Krise“, die bald wieder vorüber geht, doch Federico meint es ernst; am nächsten Tag ist er vershwunden, und lange Zeit hört Michele nichts von ihm.
Obwohl ihm sein Freund sehr fehlt, lebt er sein altes Leben weiter und hat auch anderes zu tun: Francesca, die in einer Bar arbeitet, ist nun zum Zentrum seines Universums geworden.
Dann kommen erste Nachrichten von Federico: Er lebt nach Reisen in viele Teile der Welt nun auf den Kapverden und hat dort Sophie kennen gelernt, von deren Schönheit er schwärmt.
Als Federico überraschend für kurze Zeit auf einen Besuch nach Hause kommt, hat er sich sehr verändert. Michele träumt immer noch von dem Buch, das er mal schreiben will – vielleicht später. Federico hingegen ist einfach losgefahren und hat sich auf den Weg gemacht, seine Träume zu verwirklichen und dabei das größte Abenteuer zu erleben, sich selbst zu entdecken.
Kurz nach Federicos erneuter Abreise geht die Beziehung mit Francesca in die Brüche. Michele fühlt sich noch einsamer als zuvor. Eine Nachricht von Federico lässt dann seine kleine heile Welt endgültig wie ein Kartenhaus zusammen fallen.
Michele beschließt, alles hinter sich zu lassen und sich ebenfalls auf die Reise zu machen. Er kommt zu Sophie auf die Kapverdischen Inseln. Sie baut dort eine Posada, eine Ferienanlage, und Michele hilft als Maurer, Elektriker, Installateur. Sein neues Leben ist einfach und unterscheidet sich grundlegend von allem, was er bisher erlebt hatte. Michele hatte alles zurück gelassen, alles verloren, und nur so war er in der Lage, sich selbst und sein eigenes Leben zu finden:
„Ich war gern allein in der Stille. Die Stille war eine der faszinierendsten und geheimnisvollsten Erfahrungen dieser Zeit, und zwar so sehr, dass ich heute nicht mehr darauf verzichten kann. Die Stille ist zu einer Gewohnheit meines neuen Lebens geworden. Denn es war die Stille, die intime Beziehung zur Natur und ihre Betrachtung, die mir die Begegnung mit jenem Teil von mir geschenkt hat, mit dem ich mich verlobt hatte. Es war ihr Klang, ihre Stimme, ihre zarte Melodie, die mich ins Reich der Bedeutungen getragen hat. Und die mich lehrte, dass ich auf der tiefen Stille schwimmen und mich frei dahintragen lassen konnte, mühelos, von einer geheimnisvollen Kraft gehalten, die ich in allen Dingen zu erkennen begann.“
Als er nach neun Monaten wie neu geboren wieder nach Hause zurück kehrt, hat sich auch Michele sehr verändert. Er ist nicht mehr der sorglose Junge, der verträumt in den Tag hinein lebt; er ist erwachsen geworden, nachdem er endlich in seinem Leben „den Autopiloten ausgeschaltet“ hat, wie Federico es ausgedrückt hätte. Und so gibt es am Ende auch einen Neuanfang mit Francesca.
Fabio Volo hat mit „Einfach losfahren“ („Un posto nel mondo“) in Italien einen Bestseller gelandet, der über 900.000 Mal verkauft wurde und seit drei Jahren in den Bestsellerlisten zu finden ist.
Der 1972 bei Brescia geborene Autor arbeitet als Moderator und Protagonist eigener Radio- und Fernsehsendungen, als Filmschauspieler und natürlich als Schriftsteller. Weil er sich auch im wahren Leben nicht gern festlegt, lebt er abwechselnd in Mailand, Rom, Paris und New York.
In Italien ist Fabio Volo bekannt wie ein bunter Hund, in Deutschland kennt ihn kaum einer. Das wird sich zum Glück schon bald ändern, denn „Einfach losfahren“, das erste in Deutsch erschienene Buch Volos, ist ein wundervoller Roman, lebensfroh und gesättigt mit einer leidenschaftlichen, sehr poetischen Sprache und sonnigen Bildern, die nach mediterranen Sommernächten duften.
Fabio Volos Buch ist eine Geschichte über die Liebe, über das Suchen und Finden: über Micheles Liebe zu seinem besten Freund und zur Frau seines Lebens und über die Suche nach sich selbst und nach einem phantastischen Abenteuer: dem Leben selbst.
Autor: Fabio Volo
Titel: „Einfach losfahren!“
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Diogenes
ISBN-10: 3257067321
ISBN-13: 978-3257067323