Siegfried Reusch (Hg.): „18 Antworten auf die Frage nach dem Glück – Ein philosophischer Streifzug“

Was ist Glück? Diese Frage haben sich Menschen gestellt, seitdem sie denken können. Dieser Satz ist natürlich eine Unterstellung, aber die Glückssuche und das Streben nach einem Zustand der inneren und äußeren Zufriedenheit scheinen jedem Lebewesen in die DNA eingebrannt zu sein.

Die spannende Frage ist jedoch, was man mit dem Begriff Glück verbindet? Ist „Glück“ wirklich etwas objektiv Definierbares? Für den einen sind es warme Füße, für eine andere ein 18-Karäter von Cartier. Genau betrachtet, versteht jeder unter Glück etwas anderes, und doch muss es eine Schnittmenge geben, die wir alle gemeinsam haben.

Wenn wir vom Glück reden und wie man es erlangen kann, dann weiß jeder, was gemeint ist. Glücklich will jeder sein. Wenn wir daran denken, bekommen wir leuchtende Augen, und trotzdem entstehen völlig verschiedene Bilder vom individuellen Glück vor unserem geistigen Auge.

Was also ist Glück? Philosophen haben sich, seit es Philosophie gibt, darüber die Köpfe zerbrochen. Gleich nach der Frage nach einem Gott und der Suche nach einer Erklärung für das Universum, die Welt und das ganze Zeug stellten Philosophen seit jeher die Frage nach dem Glück, was es sei und wie man es erlangen könne.

Siegfried Reusch hat in seinem Buch, das im Hirzel-Verlag erschienen ist, gleich 18 Antworten auf die Frage nach dem Glück zusammen getragen. Reusch ist diplomierter Philosoph und Chemiker – eine interessante Kombination – und gibt als Chefredakteur seit 1995 die Philosophiezeitschrift „der blaue reiter“ in Aachen heraus.

Die in diesem Buch vereinten Beiträge stammen von renommierten Autoren, die nahezu ausnahmslos vor allem akademische Qualifikationen für eine fachgerechte Erörterung des Themas mitbringen. Der bekannteste Autor ist sicherlich Rüdiger Safranski, der sich in seinem Beitrag mit der Lebenskunst nach Nietzsche beschäftigt.

Ein glückliches und gelingendes Leben ist nach Friedrich Nietzsche nur unter Schmerzen zu erlangen, weil Lust und Unlust wie mit einem Strick zusammen gebunden sind, so dass, „wer möglichst viel von der einen haben will, auch möglichst viel von der anderen haben muss“.

Doch nicht alle Philosophen sehen das menschliche Streben nach Glückseligkeit mit so viel Pessimismus. Natürlich sind gerade viele antike Philosophen, allen voran Epikur, der Meinung, dass Glück vor allem in der Vermeidung des Unglücks besteht. Und auch Arthur Schopenhauer war der Ansicht, dass die wahre Lebenskunst in der Überwindung der Unlust bestünde. Aber seien wir mal ehrlich: Besonders attraktiv klingen diese philosophischen Ansätze nicht. Zum Glück gibt es aber auch noch andere Theorien, die einen Weg zum Glück weisen.

Das vorliegende Buch möchte kein staubtrockenes Fachbuch sein, das sich dem lustvollen Thema Glück nur in akademischen Filzpantoffeln nähert; aber es erhebt auch nicht den Anspruch vieler populärer Glücksratgeber, die Lebensweisheit mit Löffeln gefressen und jetzt endlich die schnelle und ultimative Gebrauchsanweisung für ein glückliches Leben verfasst zu haben.

Siegfried Reusch und seine Autoren möchten sich dem Thema Glück auf philosophischen Streifzügen nähern und auf diese Weise dem Leser möglichst breit gefächerte Impulse liefern, über das eigene Glück nachzudenken. Mehr kann und mehr darf ein Buch über das Glück auch nicht leisten, wenn es die individuelle Glückssuche des Lesers stimulieren und nicht gleich wieder durch allzu dogmatisierende Einengungen unterdrücken will.

Dem Buch „18 Antworten auf die Frage nach dem Glück“ gelingt das. Es bietet eine anregende und stimulierende Lektüre und lässt dem Leser die Freiheit, die Gedankenmodelle der einzelnen Beiträge weiter zu führen und für die eigene Lebensgestaltung zu dechiffrieren.

Die Texte sind erfreulich gut lesbar und zeichnen sich trotz allen akademischen Anspruchs auch durch eine praxisnahe Behandlung der einzelnen Themen aus. So wird aus dem Reader ein schönes und gelungenes Buch zu einem Thema, zu dem bereits regalweise Literatur in den Buchhandlungen steht. Jedoch dieses Buch hebt sich wohltuend von der Masse an Glücksratgebern ab. Der hohe fachliche Anspruch seines Herausgebers steht seiner Lesbarkeit und seinem praktischen Nutzen keinesfalls im Wege.

Autor: Siegfried Reusch (hg.)
Titel: „18 Antworten auf die Frage nach dem Glück – Ein philosophischer Streifzug“
Gebundene Ausgabe: 232 Seiten
Verlag: S. Hirzel Verlag
ISBN-10: 3777621439
ISBN-13: 978-3777621432