Seitdem Menschen philosophieren – also etwa seit der Antike – stellen sie sich die Frage nach dem Ich. Was ist das Ich? Wo sitzt es? Und wer oder was ist das eigentlich, der „ich“ denkt?
Wer bin ich? Die Suche nach der eigenen Identität geht weiter. Bis heute gibt es immer neue Theorien, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und philosophische Ansätze, um das Rätsel der menschlichen Individualität zu entschlüsseln.
Der Sitz des Geistes ist im Gehirn, klar. Aber wo genau? Bis heute ist es den Neurowissenschaften nicht gelungen, den genauen Ort zu lokalisieren, an dem sich unser Ich bildet.
Der Neurophilosoph Georg Northoff hat jetzt ein Buch geschrieben, dass eine Kulturgeschichte der Suche nach den Wurzeln der Identität entwirft. Das allein wäre schon ein neuer und interessanter Ansatz. Aber er hat dies auch noch in eine kriminalistische Spielhandlung verpackt, was sowohl für ein philosophisches als auch für ein neurowissenschaftliches Sachbuch eine echte Neuheit darstellt.
Georg Northoff studierte Medizin und Philosophie in Hamburg, Essen, Bochum und New York. Er war Professor für Neuropsychiatrie und Neurophilosophie und Direktor des Labors für Bildgebung und Neurophilosophie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Seit 2009 hat er einen eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl für Geist, Gehirn und Neuroethik an der Universität in Ottowa / Kanada inne.
Was für eine schöne Idee! Die Fahndung nach dem Ich als eine Kriminalgeschichte der Philosophie und der Neurowissenschaften zu begreifen. Und so reisen wir mit dem Autor kreuz und quer durch die verschiedenen Wissenschaftsströmungen und treffen auf die Vertreter der unterschiedlichsten theoretischen Systeme. Platon, Thomas von Aquin und Descartes machen den Anfang, doch dann springen wir gleich zu Crick und Koch und ihren Modell der „neural correlates of consciousness“ (NCC).
In munterem Tempo und mit einer für einen Wissenschaftler erfrischend unprätentiösen Sprache bringt uns Georg Northoff dann die verschiedenen zeitgenössischen Strömungen der Neurowissenschaften nahe und vergleicht die unterschiedlichen Bemühungen bei der Lokalisierung des menschlichen Identitätsbewusstseins miteinander.
Während der Lektüre lernt man eine Menge über die Denkweise der Neurowissenschaften und der zeitgenössischen Philosophie. Northoffs Verbindung der naturwissenschaftlichen Gehirnforschung mit philosophischen Denkmodellen ist spannend und eröffnet einen ganz neuen Diskurs-Horizont.
Diese Erkundungsreise durch die Kulturanthropologie, Psychologie, Hirnforschung und Philosophie macht Lust auf mehr.
Autor: Georg Northoff
Titel: „Die Fahndung nach dem ich – Eine neurophilosophische Kriminalgeschichte“
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Irisiana
ISBN-10: 3424150347
ISBN-13: 978-3424150346