Philippe Djian: „Doggy Bag“

Philippe Djian: "Doggy Bag"Der französische Erfolgsautor Phillipe Djian hat ein neues Großprojekt gestartet – „Doggy Bag“, eine literarische Soap in sechs Bänden. Wir lesen die Geschichte der Brüder Marc und David – beide um die 40, ihrer Mutter Irène und Vater Victor. Die Brüder führen recht erfolgreich gemeinsam ein Autohaus.

Eine weitere Hauptfigur ist die schöne Édith, die in beide Brüder verliebt war und um deren Gunst sich beide Brüder vor zwanzig Jahren bis aufs Blut bekämpften. Dann war Édith spurlos verschwunden, um nun – wie damals angekündigt – nach zwanzig Jahren wieder zu erscheinen. Sie bringt ihre zwanzigjährige Tochter Sonia mit, die beide Männer elektrisiert. Dann gibt es noch Bea, die allseits willige Sekretärin des Autohauses und Josianne – 35, Davids Geliebte und natürlich Krankenschwester. Der bunte Reigen wird vervollständigt durch Catherine da Silva, Édiths bester Freundin, Roberto, einem Jugendfreund aller Figuren sowie durch Dr. Bradge, dem Hausarzt von Mutter Irène, und Vincent Delborde, dem schwulen Rechtsanwalt der beiden Brüder.

Aus diesem Cocktail von Figuren mischt sich Djian nun eine hübsche Soap zusammen – Plänkeleien, Ränkeleien, Intrigen und die Jahrtausende alte Frage „Wer mit wem?“. Mehr ist es leider nicht, und insgesamt fällt bei dem Plot wahrlich kein Dach runter.

Philippe Djian feierte im Juni 2009 seinen 60. Geburtstag. Daran wird’s nicht liegen. Aber wenn man „Doggy Bag“ mit Djians Welterfolg „Betty Blue“ von 1985 vergleicht, so liegen nicht nur 24 Jahre sondern auch literarisch Welten zwischen beiden Werken. Während „Betty Blue“ mit seiner erotischen und spannungsgeladenen Handlung den Leser von Anfang bis Ende fesselt (übrigens auch in der kongenialen Verfilmung von Jean-Jacques Beineix), fragt man sich bei „Doggy Bag“ schon nach wenigen Seiten, warum man weiterlesen sollte.

Auch wenn man versucht, sich auf den Plot einzulassen und sich einen typisch französischen Film vorzustellen, verliert man bald die Lust an der Lektüre. Es ist eben die Handlung einer Seifenoper, gestreckt auf sechs Bände, von denen mir bislang drei vorliegen. Wer sich solch seichte Serien im Fernsehen nicht anschaut, wird auch bei der Lektüre eines derartigen Stoffes in Buchform wenig Freude empfinden.

Dabei verfolgte Philippe Djian mit seinem Projekt ein hehres Ziel. Er sagt selbst:

Ich versuchte mich auf demselben Terrain durchzukämpfen, auf dem sich das Fernsehen bewegt, und ich versuche die zurück zu erobern, die kein Buch mehr aufschlagen und nur noch auf den Bildschirm starren. Die Schlacht ist vielleicht von vornherein verloren, aber man muss sie trotzdem schlagen…

Leider muss festgestellt werden, dass dieser Versuch gescheitert ist. „Doggy Bag“ liest sich nicht schlecht, aber eben auch nicht gut genug, um Appetit auf eine, zwei, geschweige denn auf fünf weitere Bände zu machen. Weniger wäre vielleicht mehr gewesen.

Für echte Djians-Fans ist die „Doggy Bag“-Reihe natürlich Pflichtlektüre. Und falls Sie aus Versehen einen der „Doggy Bag“-Bänden kaufen oder geschenkt bekommen, so ist das kein Grund zu schreien und das Buch aus dem Fenster zu werfen. Wie gesagt, man kann das lesen und sich sogar gut dabei unterhalten – aber man muss es nicht.

 

Autor: Philippe Djian
Titel: „Doggy Bag – Eins“
Broschiert: 288 Seiten
Verlag: Diogenes
ISBN: 3257239513
EAN: 978-3257239515

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Autor: Philippe Djian
Titel: „Doggy Bag – Zwei“
Broschiert: 320 Seiten
Verlag: Diogenes
ISBN: 3257239521
EAN: 978-3257239522

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Autor: Philippe Djian
Titel: „Doggy Bag – Drei“
Broschiert: 272 Seiten
Verlag: Diogenes
ISBN: 325723953X
EAN: 978-3257239539

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