Ubaldo Nicola: „Bildatlas Philosophie – Die abendländische Ideengeschichte in Bildern“

Einen Bildatlas der Philosophie erstellen, kann man das überhaupt? Wie soll das gehen, philosophische Begriffe per Illustration zu definieren und die „abendländische Ideengeschichte in Bildern“ zu erklären, wie es der Untertitel dieses schon allein vom Gewicht her beeindruckend schweren und immerhin 580 Seiten starken Buches verspricht?

Man kann, oder besser: Ubaldo Nicola kann es. Prof. Ubaldo Nicola unterrichtet Geschichte und Philosophie am Liceo Scientifico Copernico di Pavia. Er hat verschiedene Bücher zur Kunstgeschichte und Philosophie veröffentlicht, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Der „Bildatlas Philosophie“ ist sein erstes Buch in deutscher Übersetzung.

Dieser Atlas zur Ideengeschichte des Abendlandes ist im Original bereits 1999 und auf Deutsch 2007 erschienen. Dennoch soll er an dieser Stelle dem Leser vorgestellt und ans Herz gelegt werden, denn es handelt sich um einen ganz besonderen Schatz, den man entdecken sollte, wenn man sich für Philosophie interessiert.

Wie man dieses Buch lesen soll, erklärt der Autor gleich am Anfang in einem kleinen Vorwort. Natürlich kann man bei der Ideengeschichte des Abendlandes bei der griechischen Antike anfangen und in der heutigen Zeit mit der Postmoderne enden.

Jedoch seinen eigentlichen Reiz macht dieser Atlas erst, wenn man sich auf die reise begibt und irgendwo in der Mitte anfängt und sich dann von den Stichwörtern und Querverweisen leiten lässt. So wird man nach einer (wahrscheinlich monatelangen) Reise in einem abgedunkelten Raum und mit Vollverpflegung am Ende die abendländische Ideengeschichte in ihrer wahren Komplexität und Interdependenz erkannt und verinnerlicht haben, dass man es locker auf ein philosophisches Fachgespräch mit Prof. Nicola ankommen lassen könnte, wenn man denn a) Italienisch könnte und b) den Weg ins südlich von Mailand gelegene Städtchen Pavia fände.

Dieser „Bildlatlas Philosophie“ hat es in sich. 280 philosophische Begriffe werden hier behandelt und geben Aufschluss über die Anfänge und Ursprünge der abendländischen Philosophie. Natürlich ist das antike Griechenland der „Melting Pot“, in dem arabische, orientale und okzidentale Kulturen aufeinander prallen. Glaubens- und Welt-Modelle treten gegeneinander an, beeinflussen und vermischen sich, und am Ende kommt das heraus, was wir als relativ homogenen Block der griechischen Philosophie der Antike kennen.

Die Geschichte der Philosophie ist eine Geschichte der Diskurse, der Bestätigungen und Widerlegungen, eine Geschichte der Auseinandersetzung, des Konsenses und des Streits.

Interessant ist die Entwicklung der Entstehung eines immer komplexeren Gedankensystems durch die Zeiten hindurch zu beobachten, von einfachen, meist geozentrischen Weltmodellen bis hin zur scheinbaren Auflösung der Philosophie in der Postmoderne, der Dekonstruktion, der Ästhetik und den Neurowissenschaften.

Warum dieses Kompendium der Geschichte sich „Bildatlas“ nennt, wird bereits beim ersten Durchblättern deutlich. Zu jedem Begriff gibt es eine reiche Illustration, die gerade dem heutigen Leser das Lernen und Verstehen durch die Vielzahl an visuellen Hilfen enorm erleichtert. Wir sind nun einmal in erster Linie visuell orientierte Lerntypen, egal ob es sich beim Lernstoff um Maschinenbau, Astrophysik oder um abendländische Philosophie handelt.

Dennoch wird schnell klar, dass eine Ideengeschichte der Philosophie nicht in derselben Art und Weise „gelernt“ werden kann wie Latein-Vokabeln oder mathematische Formeln. Immer werden uns diese Denkmodelle Stoff für eine Fortführung dieser gedanklichen Konstruktionen und philosophischen Annahmen liefern. Philosophieren ist in erster Linie eine Denkhaltung und eine Lebensform, kein abgeschlossenes und dauerhaft gültiges Wissensgebiet.

Aber gerade das macht die Beschäftigung mit der Philosophie so spannend. So betrachtet, kann dieser wertvoll und stabil im Berliner Parthas-Verlag produzierte „Bildatlas Philosophie“ zu einem dauerhaften Begleiter werden. Ein Buch, das man am besten immer in der Nähe hat, um darin nach Belieben zu Blättern und im besten Sinne darin zu schmökern.

Wer sich mit Philosophie beschäftigt, nutzt seine Zeit auf die richtige Weise. In diesem buch findet man einen reichen Schatz an wertvollen Impulsen, die dem eigenen Denken auf die Sprünge und mitunter sogar zu ganz neuen Erkenntnissen verhelfen können.

Ein wundervolles Buch.

Autor: Ubaldo Nicola
Titel: „Bildatlas Philosophie – Die abendländische Ideengeschichte in Bildern“
Gebundene Ausgabe: 580 Seiten
Verlag: Parthas Verlag GmbH
ISBN-10: 3866015607
ISBN-13: 978-3866015609