Mikael Niemi: “Erschiess’ die Apfelsine”

Kurz vor dem Wochenende flatterte neulich ein finnischer Roman auf meinen Tisch. Mikael Niemi: „Erschieß’ die Apfelsine“. Kurz in den Klappentext geschaut: „Niemis Held ist 16 Jahre und geht aufs Gymnasium. Er teilt seine Klasse in Arschgeigen und Idioten ein. (…)

Der natürliche Reflex des Rezensenten beim Anblick von Jugendliteratur ist eine Mischung von starker Skepsis und Ablehnung. Doch schon nach einigen Seiten eher unwilligen Blätterns wurde ich dermaßen kraftvoll in diese Geschichte hinein gezogen, wie es nur selten passiert. Als das Wochenende rum war, war auch „Erschieß’ die Apfelsine“ ausgelesen und hatte viele vergnügliche Stunden Lesespaß beschwert.

Mikael Niemi ist bekannt – ach, was sage ich – berühmt geworden durch seinen Roman „Populärmusik aus Vittula“. Diese Klamotte um Matti und Niila, zwei Jugendfreunde, die in Pajala, einem kleinen, vergessenen Ort nördlichen schwedisch-finnischen Grenze, ihre Liebe zum Rock and Roll entdecken und unbedingt eine Band gründen wollen, ist auch meisterhaft verfilmt worden und darf mittlerweile als Klassiker der skandinavischen Jugendliteratur verstanden werden.

Der Autor Mikael Niemi wuchs selbst in Pajala, dem Spielort der „Populärmusik aus Vittula“ auf. Er ist Jahrgang 1959 und lebt heute noch dort. Nach dem ersten Roman folgten ein Kurzgeschichtenband („Das Loch in der Schwarte“) und der zweite Roman (der Krimi „Der Mann, der starb wie ein Lachs“). Nun der dritte Roman von Niemi, und wieder wird schnell klar, warum der Autor zu den erfolgreichsten Schriftstellern Schwedens gehört.

„Erschieß’ die Apfelsine“ ist die Geschichte eines 16jährigen Ich-Erzählers, der nicht so werden will wie die Schüler um ihn herum. Weder Hosenscheißer, deren Eltern dafür sorgen, dass die lieben Kleinen alles vorne und hinten reingestopft bekommen – und die Idioten, die einfach nur zusehen, wie die Hosenscheißer bevorzugt werden, und nicht dagegen angehen. – Nein, weder so noch so will er werden, auch wenn seine erste große Liebe ihn wie den letzten Dreck behandelt.

Der neue Roman Niemis kommt mit aller sprachlichen Wucht auf den Leser zu. Die Perspektive des Ich-Erzählers sorgt zusätzlich dafür, dass man gleich von der ersten Seite an mittendrin ist in dieser Geschichte einer sehr männlichen und sehr skandinavischen Pubertät.

Prädikat: wundervoll witzig und voller Leben!

Autor: Mikael Niemi
Titel: „Erschieß’ die Apfelsine“
Broschiert: 240 Seiten
Verlag: btb Verlag
ISBN-10: 3442753023
ISBN-13: 978-3442753024

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