Virginia Ironside: „Nein! Ich will keinen Seniorenteller!“

Nun gut, man sollte auch nicht immer alles glauben, was auf den Klappentexten steht. In diesem Fall lautet der erste Satz: „Ein wunderbar komisches Lesevergnügen“. Da ist Skepsis angesagt. Der darauf folgende Text klingt dann aber doch richtig gut.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Es geht um eine Dame im sechzigsten Lebensjahr, die dem Alter durchweg Positives abgewinnt. Sie freut sich auf die 60 und fühlt sich damit endlich frei. Keine Repressalien mehr wie beispielsweise der Druck, man müsse immer aktiv sein.

Das ist es dann auch schon. Mehr Aktivität geistiger Art wäre vielleicht doch eine schöne Sache für den Leser gewesen.

Virgina Ironside veröffentlichte bereits im Alter von 20 Jahren ihr erstes Buch „Chelsea Bird“. Danach arbeitete sie als Journalistin, schrieb in den 1960ern eine Rock-Kolumne für die Daily Mail und ging dan später zum Frauenmagazin „Woman“ als „problem page editor“, auf Deutsch: Kummerkastentante. Schließlich schrieb sie Beiträge für den ‘Sunday Mirror‘ und ‘Today‘ sowie für die ‘Independent‘. Heute ist Virginia Ironside 65 Jahre alt und lebt in London. Die Geschichte der Miss Sharp ist zutiefst autobiographisch.

Die Autorin und Ich-Erzählerin geht also munter auf die 60 zu und fängt ein Tagebuch an. Unregelmäßig geführt wird darin jeder seelische Hüpfer notiert. Der Ton ist mitunter flapsig amüsant, wirkt jedoch bemüht. Was auch nervt, ist dies affektierte „Gott…“ als Satzfüller. Wobei sie in der Mitte des Buches Gottes Existenz abstreitet – dafür ist dann dies Wort in etwa jedem zweiten Eintrag auffällig. Wie denn nun? Aber Affekt ist ein Stilmittel, das, richtig eingesetzt, einen Effekt erzielt.

Aber mal ehrlich: Wie stehen Sie zu fremden Tagebüchern? Erst einmal mag es interessant sein, dann aber langweilt man sich zu Tode. Das kann einem sogar beim Durchblättern des eigenen Tagebuches passieren, dass man denkt: „Gott…!“. So ist es hier auch. Gedankenergüsse, wieso der Scheibenwischer immer beinahe, aber nie im Takt des Liedes im Autoradio wischt. Was auf verschiedenen T-Shirts für ihren Enkel stehen könnte, wobei sie sich dann am Ende doch nur für dessen Namen entscheidet – trotz witziger Alternativen. Ach ja, so ist das Leben.

Ein Gedicht wird abgedruckt, mehrere Spams in ganzer Länge. Es kommen Freunde vor und Gesprächsteile. Das Übliche überzeichnet.

Fazit: Wenn Sie wirklich nichts anderes auf dem Nachttisch und keine Lust haben, sich aus dem Kinderzimmer ein Micky-Maus-Buch zu holen, so ist dies „your favourite book“ für geistige Nullzeiten. Wenn Lesen ablenken soll, aber ohne jeden Anspruch. Aber vielleicht kaufen Sie sich für den Preis lieber eine Flasche Wein oder Pralinen – die bringen mehr Freude.

[Rezensentin: C.S.]

Autor: Virginia Ironside
Titel: „Nein! Ich will keinen Seniorenteller“
Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 344246868X
ISBN-13: 978-3442468683

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