Mark Twain: „Meistererzählungen“

Am 21. April 2010 war der 100. Todestag von Mark Twain. Der amerikanische Schriftsteller, der eigentlich mit bürgerlichen Namen Samuel Langhorne Clemens hieß, gab sich dieses Pseudonym bereits in frühen Jahren.

Der „mark twain“ war ein Begriff aus der Seemannssprache und stand für „zwei Faden Seetiefe“, also etwa drei Meter fünfundsiebzig. Es klang gut, war nicht auf den ersten Blick als Künstlername zu erkennen und sorgte für einen gesunden Abstand zum Leser.

Drei Meter fünfundsiebzig sind nun nicht gerade tief für ein Gewässer. Aber es wäre falsch, daraus zu schließen, dass es sich bei Mark Twain um einen oberflächlichen Schriftsteller handelte. Ganz im Gegenteil. Wir kennen wohl alle Mark Twains hinreißende Geschichten der „Abenteuer von Huckleberry Finn“ und den „Tom Sawyer“. Wenn man diese Bücher nicht in seiner Jugend verschlungen hat, so kennt man sicherlich die eine oder andere Verfilmung dieser Stoffe. Immerhin.

Wer jedoch Mark Twain einmal gelesen hat, kommt von diesem Autor nicht mehr los. Sein Handwerk hat er früh gelernt, als er Geschichten für diverse Zeitungen schrieb. Twain war ein typischer Amerikaner des 19. Jahrhunderts: tief davon überzeugt, dass im Grunde alles möglich war, dass alle Türen offen stehen; er war ein neugieriger Mensch, der viele Unternehmungen begann, er wollte die Welt kennen und die Menschen verstehen lernen.

Auf seinen vielen Reisen hat er viel erlebt. Und daraus schöpft er auch immer wieder Stoff für seine Erzählungen, seine Kurzgeschichten, Grotesken und meist satirischen Essays.

Die besten seiner Erzählungen findet man in dem kleinen Diogenes-Taschenbuch „Mark Twain Meistererzählungen“, das zwar bereits 1990 erschien, aber nicht zuletzt wegen des runden Jubiläums wieder einmal hervorgeholt werden sollte.

Hierin finden sich sowohl „Der berühmte Springfrosch der Provinz Calaveras“, „Die Million-Pfund-Note“ und „Die Ermordung Julius Cäsars“ als auch weniger bekannte Erzählungen des großen Meisters der kleinen Form.

Twains Umgang mit Sprache ist für ihn ein Spiel, das er meisterhaft beherrscht. Oft ahnt der Leser nichts Böse, lässt sich vom Erzähler in eine Geschichte hinein führen und wird dann plötzlich mit grotesken Situationen konfrontiert. Mark Twain trennt nicht selten die Form vom Inhalt und spielt auf diese Weise mit skurrilen, komischen und teilweise fantastischen Ideen.

Jede Erzählung ist eine perfekte Komposition, die bei der Lektüre so leicht wirkt, aber in ihrer Entstehung sehr viel Handwerkskunst ahnen lässt.

Bemerkenswert und typisch ist auch die „Selbstbiographie“ Twains, die den Abschluss dieses Taschenbuchs bildet. Natürlich führt dieser Titel in die Irre, denn Twain berichtet zwar lang und breit von seinen Vorfahren – zurück gehend bis ins zwölfte jahrhundert, kommt dann jedoch ganz am Ende zu der Überzeugung, dass es „dem Leser gegenüber rücksichtsvoller“ wäre, mit der Veröffentlichung seiner eigenen Geschichte so lange zu warten, bis er gehängt ist.

Dazu ist es zum Glück nicht gekommen. Am 21. April 1910 starb Mark Twain als gefeierte Persönlichkeit im Alter von 74 Jahren in Redding, Connecticut.

„Mark Twain Meisterzählungen“ ist eine schöne Sammlung seiner besten Kurzgeschichten, die man immer wieder lesen kann und die nie langweilig werden.

Autor: Mark Twain
Titel: „Meistererzählungen“
Taschenbuch: 270 Seiten
Verlag: Diogenes Verlag
ISBN-10: 3257218885
ISBN-13: 978-3257218886

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