Iván Sándor: „Spurensuche – Eine Nachforschung“

Iván Sándor erlebte den Winter 1944/45 in Budapest. Er ist 14, und zusammen mit seiner F reundin Vera versucht er zu überleben. Die Stadt liegt in Trümmern und wird von der Roten Armee belagert.

Doch in Budapest herrschen immer noch die Deutschen und vor allem die gefürchteten Pfeilkreuzler, jene nationalsozialistische Partei, die 1944 die Macht an sich gerissen und Angst und Schrecken im Lande verbreitet hatte.

Unter der Herrschaft der Pfeilkreuzler wurden am Ende des Krieges noch zehntausende Juden am Donauufer zusammen getrieben und erschossen. Iván Sándor entgeht diesem Schicksal, weil er und seine Familie zum Arbeitseinsatz in Deutschland abtransportiert werden.

Während zehntausende Juden ermordet oder zwangsdeportiert werden, stellen der Schweizer Vizekonsul Carl Lutz und der Diplomat Raoul Wallenberg so genannte Schutzbriefe für tausende vom Tode bedrohter Juden aus, so dass sie nach Palästina ausreisen konnten. Gleichzeitig wurden viele Häuser unter den Schutz der Schweizer Gesandtschaft gestellt, in denen die Flüchtlinge Schutz fanden.

Iván Sándor begegnete damals öfters jenem Carl Lutz, der in den Straßen Budapests stets mit einer schwarzen Packard-Limousine unterwegs war, ohne zu wissen, wen er da vor sich hatte.

In „Spurensuche“ blickt Sándor zurück auf jene gehetzten Tage, wo Leid und Freude ständig abwechselten und die Gefahr des Todes stets näher war als die Hoffnung auf Befreiung und Frieden.

„Spurensuche“ ist eine Collage aus persönlichen Erinnerungen und sehr an die damalige Situation angelehnten Details. Diese Genauigkeit der Schilderungen ist sicherlich für jemanden interessant, der das alte Budapest der Vierziger Jahre selbst erlebt hat. Den heutigen Leser überfordert der Autor jedoch mit dieser Detail-Verliebtheit.

Was die Lektüre zusätzlich erschwert, ist der Kunstgriff, den der Autor anwendet, indem er die einzelnen Abschnitte seiner Erinnerungen nicht in chronologischer Reihenfolge aneinander reiht, sondern in Form einer Textcollage durchmischt und neu komponiert.

All dies lässt „Spurensuche“ von Iván Sándor einerseits zu einem beeindruckenden und betroffen machenden Über-Lebensbericht sowie einer schweren und von Verfolgung und Auslöschung der eigenen Familie geprägten Geschichte werden, derer Ungeheuerlichkeit man sich nicht entziehen kann. Andererseits fällt es aufgrund des schleppenden Tempos und des etwas zu faktenlastigen Schreibstils schwer, das Buch bis zum Ende seiner 334 Seiten durchzuhalten.

Autor: Iván Sándor
Titel: „Spurensuche – Eine Nachforschung“
Broschiert: 340 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247223
ISBN-13: 978-3423247221

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